Wilson

Lieutenant, aus Hannover stammend, »blond, nüchtern und gemessen«, bei seinen Kameraden beliebt wegen seines »kalten Muthes« (62). Er widerspricht Hostowiz‘ Diktum, dass es nichts Höheres gebe als den »Sieg über ein Weib«, mit der Bemerkung, höher sei der »Sieg über sich selbst«, und erntet dafür die Anerkennung seines Oberst (64).

In dem nachfolgenden Wettstreit erzählt er als Zweiter seine Geschichte, die Geschichte von der Locke (vgl. 72-82). Sie liegt sieben Jahre zurück und fällt in seine Studentenzeit. Er verbringt die Semesterferien im Elternhaus eines Freundes und Kommilitonen, einem gediegenen Kaufmannshaus in einer Handelsstadt an der Elbe, und lernt dort zwei junge Mädchen kennen, Lissy, die Schwester seines Freundes, die ihre Mutter immer noch als »Kind« angesehen zu werden wünscht, und Jane, eine im Haus lebende Cousine. Er verliebt sich in Jane und lässt Lissy links liegen. Die Blumen, die er jeden Abend in seinem Zimmer vorfindet, nimmt er als Zeichen, dass Jane seine Zuneigung erwidert. Am letzten Abend will er sie bei der Blumengabe überraschen, sie flieht auf den Speicher, er verfolgt sie, holt sie ein und hält nicht Jane, sondern Lissy im Arm, aus deren Augen ihm »in wunderbarem Wechsel Vertrauen, Liebe, Furcht und Scham […] entgegenstrahlen«. Ihm »schwindelten alle Sinne und jener wüste Trieb kam über mich, der Lust hat am Zerstören« (80). Aber »Reue und Mitgefühl« packen ihn, er muss an die »weinende Gestalt ihrer Mutter« denken und gebietet seinen ›wüsten Trieben‹, mit dem »Fuß fest aufstampfend«, Einhalt (81). Am nächsten Morgen gibt Lissy ihm zum Abschied heimlich ein gefaltetes Papier mit einer Haarlocke, die er seither bei sich trägt »als Erinnerungszeichen, vielleicht als – Talisman« (81). Es habe, so Wilson, Zeiten gegeben, in denen er über die Geschichte so gedacht habe wie Hostowiz, aber inzwischen wisse er: »wir haben nichts Besseres, als den Sieg über uns selbst« (82).

Wilson verliert den Wettstreit. Bei der Schlacht am nächsten Tag bewahrt ihn ein Taschenbuch, in dem er die Locke aufbewahrt, vor einer tödlichen Kugel: »ein letztes Blatt nur hatte ihr Stillstand geboten, – auf ihm lag die Locke« (82).