Ladalinski, Kathinka von

Tochter von Alexander und Schwester von Tubal von Ladalinski, Nichte der Gräfin Amelie, die sie mit ihrem ›Vetter‹ Lewin von Vitzewitz verbunden sehen möchte. Lewin liebt sie, hat sich ihr aber noch nicht erklärt, sie nimmt seine »Huldigungen hin, im übrigen spielt sie mit ihm« (III, 3/42). Sie ist eine Schönheit mit kastanienbraunem Haar und hellblauen Augen, die »wie Feuer« leuchten. Lewins Gefühle für sie sind dem Erzähler angesichts ihrer Erscheinung »nur zu begreiflich« (II, 9/228). Anders als ihr Vater, der seine polnische Herkunft vergessen machen möchte, versteht Kathinka sich als Polin (vgl. II, 14/270 f.).

Am Silvesterabend auf Schloss Guse spricht sie, für die erkrankte Renate einspringend, den von Faulstich verfassten Prolog zur Theatervorstellung und erntet lebhaften Beifall. Nur Lewin bedrückt ihre Sicherheit: »›Sie kann alles, was sie will,‹ sagte er zu sich selbst; ›wird sie immer wollen, was sie soll?‹« (II, 19/348). Ähnliche Wirkungen auf Lewins Gemüt hat die Mazurka, die sie auf der Soirée ihres Vaters Anfang Januar mit Graf Bninski tanzt: »Alles was er sah, war Kraft, Grazie, Leidenschaft; was bedeutete daneben sein gutes Herz?« (III, 5/79)

Als ihr Vater sie am Tag darauf zur Rede stellt, bekennt sie offen, dass sie Lewin lieb habe, aber nicht liebe. Der Frage, ob sie Bninski liebe, weicht sie aus. Auf die Erklärung ihres Vaters, dass er auf einer »Nichtheirath mit Bninski« bestehe (III, 8/123), reagiert sie mit dem Versprechen, nichts unternehmen zu wollen, was seine Stellung am preußischen Hof und seine Zugehörigkeit zu Preußen gefährden könnte (vgl. III, 8/125).

In den darauffolgenden Tagen, besonders bei dem Ausflug nach Lehnin, fordert sie Lewin zu einer couragierteren Werbung heraus (vgl. III, 13/172; 15/208), aber Lewin bleibt scheu und zurückhaltend, und sie nennt ihn ein »Kind« (III, 15/209). Ob es sich um halbwegs ernstgemeinte – vielleicht dem Vater zuliebe unternommene – Bemühungen handelt, es doch noch einmal mit Lewin zu versuchen, oder nur um eines ihrer koketten Spiele, bleibt undeutlich. Dass Bninski schon am Tag nach dem Lehniner Ausflug bei ihrem Vater – erfolglos – um ihre Hand anhält (vgl. III, 16/211 f.) und beide danach die gemeinsame Flucht planen, spricht eher für Letzteres, auch wenn Kathinkas Bereitschaft zur Flucht nicht nur mit ihren Gefühlen für Bninski, sondern auch mit ihrer »Lust am Wagniß« zu tun haben mag (III, 16/215). Sie ist sich völlig bewusst, dass sie niemanden »mehr gequält« und niemandem »tiefer verschuldet« ist als Lewin (ebd.). Die Flucht ist der einzige Weg, das dem Vater gegebene Versprechen zu halten, denn, so Bninski, »sie wirft alle Schuld auf uns« (III, 16/214).

Am 4. Februar schreibt sie ihrem Bruder eine kurze Nachricht und bezeichnet sich als »glücklich, ganz glücklich. Freilich ein Rest bleibt.« (IV, 10/329) Renates Tagebuch erwähnt einen Jahre später geschriebenen Brief Kathinkas aus Paris: »Teilnehmend, aber sehr vornehm. Wir sind ihr kleine Leute geworden. Sie kennt nur noch zweierlei: Polen und ›die Kirche‹.« (IV, 28/497)