Angelica

Angelica liebt den älteren Ehrhardt, der seit ihrer Kinderzeit im Haus ihrer Mutter verkehrt. In einer Sommernacht, nachdem »die Liebe ihr leidevolles Wunder zwischen ihnen vollbracht hatte« (I, 364), verspricht sie sich ihm (I, 365), obwohl er ihr erklärt, dass er sie wegen seiner wenig einträglichen Stellung nicht wird heiraten können.

Vor der ›Welt‹ geht Angelica, von der Mutter gedrängt, altersgemäßen Vergnügungen nach, an denen sie auch Gefallen findet. Ihr eifersüchtiger Geliebter, der an den Festen und Tanzveranstaltungen aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen kann, versucht, sie davon abzuhalten. Er drängt sie damit in einen wachsenden Zwiespalt zwischen ihrer Liebe und ihrem jugendlichen Bedürfnis nach Vergnügen und Zerstreuung (I, 369), den sie nicht lösen kann: Sie gibt ihm halb und halb den Abschied, den sie sogleich wieder zurücknimmt (I, 372-374). Den Heiratsantrag eines Arztes, der ihr ein sorgloses Leben bieten könnte, weist sie Ehrhardts wegen zunächst ab (I, 378), entfremdet sich dem Geliebten aber immer mehr.

Nachdem Ehrhardt in einer weit entfernten Stadt eine Anstellung gefunden und die Heimatstadt verlassen hat, nimmt sie schließlich den wiederholten Antrag des Arztes an, der jedoch kurz vor der Hochzeit stirbt. Ihr weiteres Schicksal wird nicht erzählt. Das Hauptaugenmerk des Erzählers gilt sichtlich (und trotz des anders lautenden Titels der Novelle) dem Seelendrama des verhinderten Bräutigams Ehrhardt.