Ein grünes Blatt (1850)

Gabriel

Ein junger Mann, wohl Student, der »Verse und Lebensannalen« (I, 333) schreibt. Letztere schreibt er in der dritten Person, »vielleicht um bei gewissenhafter Schilderung das Ich nicht zu verletzen« (I, 333). Eine dieser Geschichten ist die Begegnung mit Regine, die sich kurz vor Beginn der schleswig-holsteinischen Erhebung ereignet hat: Auf dem Weg zu seinem Gestellungsort wandert er an einem warmen Sommertag über die Heide. Er hält am Wege Rast und schläft ein. Traum und Wirklichkeit verschwimmen, und plötzlich sitzt Regine neben ihm. Er kehrt bei ihr und ihrem Urgroßvater ein und bleibt, sichtlich beeindruckt von der Naturidylle, in der beide leben, bis zum späten Abend. Dabei verliebt er sich in Regine, zieht aber schließlich weiter in den Krieg.

Die Antwort auf die Frage des Ich-Erzählers, ob er denn Regine je wieder besucht habe, sei auf »Pagina hundertunddreizehn« (I, 347) seines Buchs zu finden, so Gabriel. Der Ich-Erzähler kommentiert entnervt: »Schon wieder Verse!« (I, 347). In dem Gedicht verneint Gabriel, dass er wieder dort gewesen sei. Denn Regine lebe in solch inniger Verbindung mit der Natur, dass sie »niemals hinunter in die Welt« (I, 348) schreiten würde, selbst wenn Gabriel »wie im Traume« (I, 347) den Weg zurück zu ihr finden würde. Dieses Ideal weltferner Natürlichkeit ist für Gabriel das Sinnbild der »Heimat« (I, 347), für die er kämpft.

Großvater

Eigentlich Urgroßvater Regines, die ihn aber Großvater nennt. Der greise Imker ist genau wie Regine ein naturverbundener Mensch, der nicht nur im sprichwörtlichen Sinn keiner Fliege etwas zuleide tun kann, denn »man muß der Kreatur in ihren Nöten beistehen« (I, 341). Er erzählt Gabriel gern aus seinem Leben. Und wenngleich er dabei manches durcheinanderwirft, entsteht »aus diesen milden Reden« doch »ein Stilleben nach dem andern« (I, 340). Ein Umzug in das nächstliegende Dorf kommt für ihn nicht in Frage. Er könne »die Luft nicht vertragen zwischen den Häusern in der Dorfstraße« (I, 343).

Ich

Erzähler der Rahmenhandlung. Er und Gabriel sind zusammen im Krieg, haben gerade »Frontpause« und erholen sich in ihrer Hütte. Dabei liest der Erzähler in Gabriels Tagebuch. Er tut dies nicht um des ästhetischen Genusses willen (muss vielmehr über »manchen falschen Reim« hinwegsehen), sondern weil er Gabriel liebt. Ohnehin ist er kein Freund von Gedichten (vgl. I, 347). Es gibt aber sonst keinen Lesestoff. Gabriels Buch ist beider ganze »Feldbibliothek« (I, 333).

Regine

Regine ist »kindlich fast, doch kräftigen Baues« und trägt das Haar »in dicken blonden Zöpfen« (I, 335). Seit ihre vor Jahresfrist verwitwete Mutter wieder geheiratet hat, lebt sie mit ihrem Urgroßvater in einer einsam gelegenen Kate. Der idyllische Wohnort Regines ist durch ein Gewässer, das nur mit einer Fähre überwunden werden kann, vom Kriegsschauplatz, zu dem Gabriel unterwegs ist, getrennt. Auch die nächsten Dörfer liegen fast eine Stunde Fußwegs entfernt. Obwohl ihr verstorbener Vater Schulmeister war und ihr eine Reihe »wohlerhaltener Bücher« hinterlassen hat (I, 341), liest sie wenig. Vielmehr liebt sie die Natur, lässt die Drosseln frei, obwohl sie die reifen Kirschen fressen, und spielt mit einem Rehkitz im Wald, das sich ihr freiwillig zugesellt und das sie ihren »Kamerad[en]« (I, 344) nennt. Gabriel verliebt sich in die naturverbundene Schönheit. Ihm erscheint sie »stolz und jungfräulich«, auch wenn sie »wie ein Kind« zu ihm heraufschaut (I, 346).