Eine Malerarbeit (1867)

Alte, der

Pauls Vater ist Witwer, Bauer, ein »alter knorriger Kerl« und trägt eine »Pudelmütze« (II, 30). Er will verhindern, dass sein Sohn Maler wird. Er hält die Malerei für »dumme Kritzelei« (II, 28), die zu nichts gut ist und mit der sich kein Geld verdienen lässt. Er besteht darauf, dass Paul seinen Hof dereinst übernimmt. Wenn Paul malt oder zeichnet, wird er vom Vater dafür mit der Peitsche bestraft. Nach dem Selbstmordversuch seines Sohnes und nachdem dieser auf seine Fragen nur noch mit vollkommener Gleichgültigkeit reagiert, steht »die Sorge um sein Kind« doch »leserlich in seinen harten Zügen« (II, 31). In diesem Moment gelingt es Edde, ihn davon zu überzeugen, dass Paul doch Maler werden darf. Dass er zustimmt, liegt vor allem daran, dass Edde ihm deutlich machen kann, dass mit Malerei sehr wohl Geld zu verdienen ist. Zudem kann er ihn davon überzeugen, dass sein Hof bei den Nachkommen seiner verheirateten Tochter als Gutserbin ebenso gut aufgehoben ist. Dieser Zweig der Familie steht allerdings in keinem guten Licht. Der Schwiegersohn ist ein »Trunkenbold« (II, 36). Als die Tochter einmal den Alten besucht, hat sie »eines ihrer Kinder auf dem Arm, bei dessen Entstehung auch nicht die Grazien geholfen« hatten (II, 36). 

Arnold

Arnold ist von Beruf Hausarzt. Er lebt erst seit einigen Jahren im Städtchen, in dem die Rahmenhandlung spielt. Er sitzt mit einigen Städtern, der »Plaudergesellschaft« (II, 9), am Kamin beisammen. Geredet wird über einen Bekannten, der aus Missfallen an seiner Frau sein Familienleben zerstört. Arnold ist mit dem Urteil der anderen über diesen Mann nicht einverstanden. Das bringt er mit einem Satz zum Ausdruck, den er von seinem guten Freund Edde Brunken hat: »Man muß sein Leben aus dem Holze schnitzen, das man hat« (II, 9). Arnold erzählt zur Erläuterung dieses Ausspruchs die Binnenhandlung: die Geschichte seines guten Freundes Edde Brunken.

Assessor

Der Regierungsassessor ist ein »junger Mann mit einer Brille und einem blonden Fuchskopf« (II, 10), der oft bei Arnolds Onkel zu Besuch ist. Er beteiligt sich nicht am Gespräch, das unter seiner Würde zu sein scheint, stichelt aber gegen Edde Brunken. Die Folge ist, dass Edde ihn zum Duell auffordert. Gertrud und der Assessor sind einander zugetan, was eine besondere Demütigung für Edde darstellt, der ebenfalls in Gertrud verliebt ist. Gertrud und der Assessor heiraten später.

Brunken, Edde

Edde ist ein klein gewachsener Maler, der an der »Antwerpener Akademie« (II, 15) gelernt hat. Er ist »gänzlich verkrüppelt« (II, 9) und Sohn eines Seekapitäns. Als Kind war er ein kleiner »Teufel« (II, 10). Arnold lernt ihn kennen, als er fast dreißig Jahre alt ist. Er ist immer noch ein wilder Bursche. Sein Temperament steht in Gegensatz zu seinem Körper. Allerdings besitzt er »Humor« (II, 10), womit er alles zu überwinden scheint. Arnold sieht in ihm einen herzensguten Menschen, der sich zu »Pathos« (II, 10) hinreißen lässt und dadurch manchmal, wenn ihm jemand etwas Böses will, eine Angriffsfläche bietet.

Arnold lernt Edde bei einer solchen Gelegenheit kennen: Da der Regierungsassessor ihn im Rahmen eines Gesprächsabends herabwürdigend behandelt, duelliert sich Edde mit diesem und wird ungefährlich verletzt. Arnold kümmert sich um ihn und lernt ihn so besser kennen. Daraufhin führt er Edde ins Haus seines Onkels ein und stellt ihn dessen einziger Tochter Gertrud vor. Edde malt Gertrud, dabei necken sich die beiden gegenseitig, was für Gertrud eine »harmlose Unterhaltung«, für Edde aber »nicht ohne tiefere Folgen« ist (II, 12). Edde verleiht seinen Empfindungen in einem Bild, einer »Studie zur Selbsterkenntnis« (II, 14), Ausdruck. Hier wird deutlich, dass er davon ausgeht, dass die Liebe zu einem Behinderten wie ihm nicht kommen wird, und er sich von Gertrud eher verspottet fühlt. Arnold gelingt es allerdings, Edde aufzumuntern, indem er auf seine hübschen Augen verweist.

Am Tag nach diesem Gespräch mit Arnold über das Bild, es ist Juni, findet eine »Wald- und Bergpartie auf Antrieb Gertruds« (II, 12) statt: Edde ist an diesem Tag gut aufgelegt und revidiert seine pessimistische Stimmung des Tages zuvor. Das Leben ist, wie er zu Arnold sagt, »doch schön« (II, 16). Während der Assessor mit anderen eine Marmorader untersuchen geht, bleibt Edde bei Arnold. Es überkommt ihn die Lust zu klettern. Er ist im höchsten Gipfel, singt ein Lied, verstummt aber, als Gertrud mit einer Schar Kinder kommt. Die Kinder wollen Geschichten erzählt bekommen. Edde klettert vom Baum und fängt an, die Geschichte von der Prinzessin und dem Ungeheuer zu erzählen, in der sich sein Verhältnis zu Gertrud spiegelt. Getrud erkennt hier, dass Edde in sie verliebt ist, was sie Arnold – vermeintlich unter vier Augen – erzählt. Edde hat indes die zurückweisende Reaktion Gertruds auf seine Geschichte doch mitangehört. Für ihn entsteht daraus ein Dilemma: »Seele« und »Kunst verlangen nach der Schönheit, aber die langfingrige Hand des Buckligen darf sie nicht berühren« (II, 21). Auf der Rückfahrt sitzt Edde gegenüber von Getrud, die neben ihrem späteren Mann, dem Assessor, sitzt. Dadurch tief gedemütigt, flüchtet Edde noch in derselben Nacht, meldet sich vier Wochen später per Brief bei Arnold, dass er jetzt in »einer größeren Stadt des mittleren Deutschlands« (II, 22) wohnen wird. Im Anschluss bricht der Kontakt zwischen ihm und Arnold ab.

Vier Jahre später ist Arnold in eben dieser Stadt und will Edde besuchen, der zwischenzeitlich Professor ist und einen Pflegesohn hat. Beim ersten Wiedersehen wird von Arnold auf die »groteske Gestalt« Eddes verwiesen (II, 23). Er hat immer noch einen »braunen struppigen Vollbart«, ist aber so »frisch und kräftig« (II, 23), wie Arnold ihn noch nie gesehen hat. Außer Paul leben Eddes Schwester Martha und deren Tochter Marie in seinem Haus, in dem es, wie Arnold sagt, »heiter« zugeht (II, 24). In einem Gespräch mit Arnold unter vier Augen bewertet Edde rückblickend seine damalige Flucht als »heilbringende Nacht« (II, 26). Er ist, so erzählt er Arnold weiter, damals zunächst zu einer Trinkgrube gekommen. Unter dem Eindruck der vorherigen Erlebnisse dachte er darüber nach sich umzubringen. Dass er es nicht tat, lag an einem Schuh, der vor der Grube lag und der, wie Edde allerdings erst später erfährt, einem jungen Burschen gehörte, der einige Stunden zuvor versucht hatte sich zu ertränken. Edde dachte darüber nach, woher der Schuh kommt. Darüber verging die Nacht. Im Morgenlicht erkannte er seinen Zustand, sah seine dreckigen Kleider. Daraufhin »schauderte« es ihn, ob vor »Kälte oder Scham« weiß er nicht mehr zu sagen, und er machte sich daran, die Spuren seiner »Torheit nach Möglichkeit zu vertilgen« (II, 27).

Als er im Anschluss vom Schulmeister und dessen Frau zum Morgenkaffee eingeladen wurde, erfuhr er die Geschichte des Schuhs. Der Schulmeister gab Zeichenunterricht. Einer seiner Schüler, der sehr begabt war und zudem von des Schulmeisters Bruder, selbst professioneller Maler, gefördert wurde, wollte Maler werden. Der Vater des Schülers war Bauer und verbot ihm die Berufswahl. Der Junge versuchte sich in der Folge in der Trinkgrube zu ertränken, wurde aber gerettet. Der Schuh stammte somit von ihm. Edde erkannte sich in der Situation des Jungen wieder – beide hat die »solide Desperation« (II, 29) geleitet – und beschloss, den Jungen zu suchen und ihm zu helfen.

Edde nahm bei dem Schulmeister Quartier, verschwieg aber zunächst, dass er Maler ist. Er suchte die Nähe zu dem Vater des Schülers, gewann dessen Vertrauen. Dieser forderte ihn auf, einmal mit seinem Sohn zu reden, der seit dem Selbstmordversuch »wie ausgewechselt« (II, 30) war und auf die Fragen des Vaters nur noch mit vollkommener Gleichgültigkeit reagierte. Edde offenbarte sich in diesem Moment dem Bauern, um ihm zu beweisen, dass mit der Malerei sehr wohl Geld zu verdienen sei. Der Bauer reagierte zunächst abweisend. Nicht zuletzt verwies er darauf, dass sein Sohn schließlich »gesunde Gliedmaßen« habe, somit einer ordentlichen Arbeit nachgehen könne. Letztlich gelang es Edde indes doch, Pauls Vater davon zu überzeugen, dass er mit Paul reden und dass dieser, so er denn will, auch Maler werden könne. Nachdem mit Paul alles abgemacht war, entschloss sich Edde hier wohnen zu bleiben, und fragte seine verwitwete Schwester, ob sie nicht zu ihm kommen will.

Am letzten Abend seines Aufenthaltes saß er mit dem Alten, dem Vater Pauls, vor der Toreinfahrt. Pauls Vater bekam Besuch von seiner Tochter, die sich über ihren Mann, den Trunkenbold, beklagte. Nachdem der Bauer seiner Tochter geraten hatte, ihren Ehemann zu »schleißen«, d.h. nach ihrem Willen zu formen, entschloss Edde sich, seine »eigene werte Person zu schleißen« (II, 37), demnach nicht mehr aufgrund seines Körpers in Selbstmitleid zu verfallen. Diese Einsichten münden in die Formulierung, die Arnold zu Beginn der Rahmenhandlung aufgreift: Man »soll seine Leben aus dem Holze schnitzen, das man hat« (II, 37). 

Aus dieser Einsicht heraus ist Edde in der Erzählgegenwart der Binnenhandlung so zufrieden, dass er sich sogar trauen würde, sich wieder mit Gertrud zu treffen. Als Arnold daraufhin erzählt, dass sie den Assessor geheiratet hat, stutzt er gleichwohl kurz und bekundet noch einmal Bedenken wegen dessen Charakters, vielleicht auch seines Standes. Wie er Arnold schließlich zeigt, hat er das Bild, seine »Studie der Selbsterkenntnis«, zwischenzeitlich überarbeitet. Sie zeigt mittlerweile Paul und Marie, die vor einer Statue der Venus in »harmloser Weltvergessenheit« knien, während Edde sich auf eine Bank in den Hintergrund gemalt hat, von wo er »unverkennbar in heiterer Behaglichkeit« (II, 38) dem Paar zuschaut. Im Bild spiegelt sich somit Eddes Entwicklung, der das »liebe Ich aus dem Vorder- in den Hintergrund« gestellt hat (II, 39). Eine eigene Liebesbeziehung bleibt ihm somit verwehrt, womit er sich letzthin einverstanden zeigt und was er durch die Anteilnahme an einer Liebesbeziehung anderer zu kompensieren versucht. Wie Arnold berichtet, steht er in den letzten zwei Jahren, die seit seinem Besuch bei Edde vergangen sind, in stetem Kontakt zu Edde. Dessen Briefen nach zu urteilen, haben Paul und Marie zueinander gefunden.

Gertrud

Gertrud ist Arnolds Cousine, mit der er »vetterlich und kameradschaftlich aufgewachsen« ist (II, 12). Sie hat ein  »blondes Köpfchen« und eine »heitere Natur« (II, 12). Getrud lässt sich von Edde malen, wobei sie sich gegenseitig necken, was für sie indes keine tiefere Bedeutung hat. Erst durch Eddes Geschichte vom Ungeheuer und der Prinzessin erkennt sie, dass er in sie verliebt ist. Wie sie Arnold im Anschluss deutlich macht, erschrickt sie sich wirklich vor Edde, den sie hier gegenüber Arnold den »Bucklige[n]« (II, 20) nennt. Sie weiß, dass es eigentlich schlecht von ihr ist, sein Äußeres über seinen Charakter zu stellen, der sich auch ihr in den »gute[n] Augen« zeigt (II, 20). Gleichwohl heiratet sie später den Assessor.

Hausfrau

Die junge Frau sitzt zusammen mit den Städtern und Arnold in der Rahmenhandlung am Kamin. Nachdem Arnold Edde Brunkens Geschichte erzählt hat, fragt die Hausfrau, was Eddes Geschichte denn mit ihrem ursprünglichen Gesprächsanlass zu tun habe. Arnold antwortet: »Glauben Sie […], daß man sich selber leichter schleißt, als seine Frau? – Unter Umständen können Sie recht haben.« (II, 39)

Marie

Eddes Nichte ist »ein schlankes, etwa vierzehnjähriges Mädchen« (II, 24). Edde meint, sie sei »junges, törichtes Geschöpf, das den Namen Maria noch keineswegs verdient hat« (II, 24). Marie und Paul stehen sich nahe und scheinen, wie aus den Briefen Eddes an Arnold deutlich wird, auf eine Ehe zuzusteuern.

Martha

Eddes verwitwete Schwester und Maries Mutter wohnt mit ihm zusammen im neuen Haus. Sie ist eine »ältere Frau mit den schönen Augen« Eddes, »aber ohne die Gebrechen seines Körpers« (II, 24).

Onkel

Arnolds Onkel und Gertrudes Vater lernt »den Menschen wie den Künstler« Edde schätzen (II, 12), nachdem Arnold diesen in sein Haus eingeführt hat.

Prinzessin

Die Prinzessin ist eine Figur aus der Geschichte, die Edde den Kindern und Getrud bei dem Wanderausflug erzählt. Sie ist das Alter Ego Gertruds und wird von Edde als eine Schönheit mit blondem Haar, schönen, blauen Augen, langen schwarzen Wimpern und zarten Wangen dargestellt.

Schulmeister

Der Schulmeister ist ein »ältlicher Mann«, der Pfeife raucht (II, 28). Bei ihm kehrt Edde nach der Nacht ein, in der er über Selbstmord nachgedacht hat. Edde nimmt im Anschluss einige Zeit Quartier beim Schulmeister und seiner Frau. Der Schulmeister ist Sohn eines Stubenmalers und erteilt selbst Zeichenunterricht. Er unterrichtet auch Paul, was den Unmut von dessen Vater erregt. Als der Bruder des Schulmeisters, selbst professioneller Maler, zu Besuch kommt, fördert dieser den Schüler noch mehr. Daraufhin will Paul selbst Maler werden, was seinen Vater, dem er bei der Feldarbeit helfen soll, weiter erzürnt. Paul sieht aus seinem Dilemma keinen anderen Ausweg als den Selbstmord, versucht es in der Grube auch, wird aber gerettet. Pauls Vater sieht hierfür eine Mitschuld beim Schulmeister. Der Konflikt zwischen Schulmeister und Pauls Vater wird erst beigelegt, als Edde Pauls Vater abringt, dass dieser Maler werden kann.

Ungeheuer

Das Ungeheuer ist eine Figur aus der Geschichte, die Edde den Kindern und Getrud bei dem Wanderausflug erzählt. Es ist das Alter Ego Eddes. Es hat Tatzen, einen ungestalteten Kopf, ist aber eigentlich »ein armer verwünschter Prinz« (II, 19). Seine Schönheit kann es – wie Edde gegenüber Getrud – seiner geliebten Prinzessin nicht offenbaren: »Es fühlte die innere Wohlgestalt und den edlen Klang der Stimme, die eigentlich sein eigen waren, aber es suchte vergebens die abschreckende Hülle zu sprengen, die alles in bösem Zauberbann verschloss.« (II, 19)

Werner, Paul

Der Pflegesohn Eddes ist »ein kräftiger, fast untersetzter junger Mann von etwa neunzehn Jahren« (II, 22). Er hat breite Schultern, auf denen »ein kleiner blasser Kopf« sitzt, »in dessen tiefliegenden Augen ein eigener fast melancholischer Reiz« liegt (II, 23). Paul wollte schon in seiner Kindheit ebenfalls Maler werden, was sein Vater aber ablehnte und sogar mit Gewalt beantwortete. Pauls Mutter ist bereits tot. Da Paul diese Lage als aussichtslos empfand, versuchte er sich in der Trinkgrube umzubringen, an der auch Edde über Selbstmord nachdenkt. Pauls Vater verlangt auch danach von ihm, dass Paul seinen Hof weiterführt. Daraufhin verstummt Paul zusehends und verliert jeden eigenen Willen, was sein Vater indes auch nicht mitansehen kann. Erst hier kann Edde den Vater davon zu überzeugen, dass ein Leben als Maler doch möglich und ertragreich ist, und darf Paul den Vorschlag machen, ihn auszubilden. In Pauls frühen Skizzen zeigt sich ein so »instinktives Verständnis für die Natur« (II, 33), dass Edde glatt neidisch werden könnte. Seine große Begabung, die Edde seither fördert, zeigt sich auch darin, dass er das »Wesen der Dinge« geradezu »einzusaugen« scheint (II, 33). Paul wohnt daraufhin bei Edde und kehrt auch zurück, nachdem er drei Jahre an der Akademie gelernt hat. Paul gibt Marie Zeichenunterricht, die beiden sind sich nahe, was Edde mit einem »Blick des innigsten Behagens« registriert (II, 25).