Kirch, Hans Adam

Ehrgeiziger und hart arbeitender Schiffer, der sich aus eigener Kraft zum Schiffseigentümer hinaufgearbeitet hat. Er hat die Normen des Besitzbürgertums verinnerlicht. Erwerbsstreben, Fleiß, sozialer Aufstiegswille und die feste Überzeugung, dass eindeutige gesellschaftliche Regeln notwendig sind, prägen sein Denken. Dem »kleinen hageren Mann in der blauen schlotternden Schifferjacke, mit dem gekrümmten Rücken und dem vornüberhängenden dunkelhaarigen Kopfe« (III, 60), sieht man deutlich an, dass er durchaus bereit ist, seinen Körper zu ruinieren, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Trotz einer »dem Geize recht nahe verwandten Genauigkeit« (III, 61) ist Hans ein ehrlicher Geschäftsmann, der seine Partner nicht hinters Licht zu führen versucht. Gleichwohl hat seine Familie unter dieser Eigenschaft zu leiden.

Auch seinen Sohn Heinz erzieht Hans in diesem Geist. Zugleich projiziert er seine eigenen Aufstiegswünsche auf ihn, von denen er sicher ist, dass er sie selbst nicht mehr verwirklichen kann. Heinz soll dereinst einen Sitz im Magistratskollegium erlangen. Wenngleich sein Sohn stets als Rabauke auffällt, so lässt dessen Intelligenz Hans doch hoffen, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen. Er unterstützt die Bildung seines Sohnes und führt ihn in die Schifferei ein. Dennoch kommen allmählich Probleme zwischen Vater und Sohn auf, für die vor allem Hans' Ehrgeiz verantwortlich ist. Sie münden schließlich darein, dass lange Jahre überhaupt kein Kontakt zwischen Hans und seinem Sohn besteht, der anstatt nach Hause zu kommen, immer wieder auf fremden Schiffen anheuert.

Nach siebzehn Jahren kann Hans seinen Sohn dann doch in Hamburg abholen. Die Rückkehr gestaltet sich aber anders, als gedacht. Heinz hat sich nahezu vollständig von seiner Familie entfremdet. Er kümmert sich zudem nicht um die Normen, die im Heimatort gelten. Und Hans fordert von seinem Sohn immer noch den gesellschaftlichen Aufstieg, den dieser ohnehin noch nie recht leisten wollte. Hans und seine Tochter Lina lassen sich daraufhin von dem – wie der Leser weiß: falschen – Gerücht gern überzeugen, dass der Heimgekehrte nicht Heinz, sondern der Hasselfritze ist: »Gott Dank, daß es ein Fremder ist!« (III, 109) Hans beschließt Heinz mit seinem Erbteil auszubezahlen. Es ist ihm dabei letztlich gleichgültig, ob der nun wirklich sein Sohn ist. Denn was er sicher verloren weiß, sind die Zukunftshoffnungen, die er einst mit seinem Sohn verband: Mag »er geheißen haben, wie er will, der diesmal unter meinem Dach geschlafen hat, mein Heinz hat schon vor siebzehn Jahren mich verlassen.« (III, 122) Hans verliert daraufhin seinen Ehrgeiz endgültig und zieht sich aus seinem Geschäft zurück.

Einige Zeit darauf erleidet Hans einen Schlaganfall – in der Folge eines Traums, in dem er Heinz' Tod beiwohnt. Nach seiner Genesung verändert sich Hans grundsätzlich: Er pflegt regelmäßigen Umgang mit Wieb, die er sogar in seinem Testament bedenkt. Er scheint damit über sie eine Form von Kontakt zu seinem Sohn herzustellen. Zugleich tut er damit womöglich Buße, was sich auch an seinem neuen Verhältnis zur Ewigkeit zeigt, in die er nun all seine Hoffnung setzt: »Ich bin Hans Kirch, der seinen Sohn verstoßen hat, zweimal! […] Zweimal hab ich meinen Heinz verstoßen, und darum hab ich mit der Ewigkeit zu schaffen.« (III, 128)