Im Sonnenschein (1850)

Anne

Haushälterin der Familie Franziskas, die sich an Franziskas Kindheit erinnert. Sie bedient Martins Großmutter auch noch im hohen Alter.

Constantin

Junger Reiteroffizier und Edelmann, dessen rabenschwarzes und meist ungepudertes Haar ihm den Spitznamen »Franzose« (I, 359) eingebracht hat. Er ist ein guter Freund von Fritz und eigentlich ein »reputierlicher Mensch« (I, 359). Constantin und Fritz‘ Schwester Franziska kennen sich schon seit deren Schulzeit, sind als junge Erwachsene verliebt und planen, später zu heiraten. Sie geben ein »schönes Paar« ab (I, 359). Franziskas Vater hegt allerdings starke Vorbehalte gegen das Militär, was Franziska Constantin zu verstehen gibt: »Du weißt, wir können die Soldaten nicht leiden!« (I, 351) Dem gegenüber steht Constantins Begeisterung für sein Regiment: Seine Augen leuchten beim »Schall einer Militärmusik« (I, 351). Obwohl sich das Liebespaar dieses Problems bewusst ist, wird die junge Liebe dadurch nicht getrübt: »Es ist das Glück!« (I, 356) Doch dieses Glück währt nicht lange. Auf der Hochzeit von Franziskas Bruder Fritz tanzen die beiden ein letztes Mal zusammen. Wie es scheint, hat Constantin um Franziskas Hand angehalten und der Vater hat sie ihm versagt. Kurz darauf nimmt er doch seinen Abschied vom Militär und kauft einen einsamen kleinen Landsitz. Dort lebt er noch einige Zeit mit einer unverheirateten Schwester, ohne selbst je zu heiraten (vgl. I, 359).

Franziska

Kaufmannstochter, Fritz’ Schwester und liebevoll Fränzchen genannt. Sie ist hübsch und hat eine »schlanke, wohlproportionierte Figur«, geht aber »wie eine Bachstelze« (I, 355), weil sie mit den Knien immer gegen ihren Rock stößt. Sie kennt Constantin schon, als sie noch in die Schule geht, und verliebt sich als junge Erwachsene in ihn. Zu dieser Zeit geht sie ihrem Vater im Kontor immer zur Hand. Denn sie ist klug und kann sehr gut rechnen. Sie weiß zwar, dass ihr Vater eine tiefe Abneigung gegen Soldaten hegt. Trotzdem genießt sie das junge Glück mit Constantin. Constantin scheint auch um ihre Hand anzuhalten, die Franziskas Vater ihm aber offensichtlich verweigert. Franziska und Constantin tanzen jedenfalls ein letztes Mal an Fritz’ Hochzeit zusammen. Constantin verlässt die Stadt und somit auch Franziska. Diese meidet daraufhin ihren Vater: War sie früher »die Einzige von den Kindern, die bei Gelegenheit mit dem Vater ein Wort zu reden wagte«, so spricht sie als Erwachsene »nur das Notwendige, und wenn sie just gefragt wurde« (I, 360). Sie scheint ihren Vater so dafür zu strafen, dass er ihr Glück verhindert hat. Sie heiratet nie, trägt aber immer eine Locke Constantins in einem Kristall um den Hals. Der Verlust des Geliebten scheint zudem Auswirkungen auf ihre Konstitution zu haben. Denn sie erkrankt schnell und stirbt früh, nachdem sie noch einige Jahre mit Fritz und seiner Frau zusammengewohnt und keinen anderen Mann mehr angeschaut hat.

Fritz

Bruder Franziskas und Sprössling einer wohlhabenden Bürgerfamilie, dessen »milde Augen« (I, 361) auf einen gutmütigen Charakter schließen lassen. Als junger Mann verbringt er ein Jahr in Marseille. Er ist gut mit Constantin befreundet. Er hat am Leiden seiner Schwester still Anteil, was sein »trauervolle[s] Lächeln« ausdrückt (I, 360). Aber auch er muss den Vorstellungen des strengen Vaters Folge leisten: Anstatt, wie es seinem Enkel Martin später vergönnt ist, »Gelehrter« zu werden, muss er der »Nachfolger« seines Vaters in der Firma werden (I, 360). Dass er sich nicht dagegen zur Wehr setzen kann, liegt ebenfalls am Vater, der seine Söhne »bis in ihr dreißigstes Jahr« erzieht, weswegen sie »niemals so recht einen eigenen Willen« entwickeln können (I, 360).

Großmutter

Fritz’ Frau, die im zweiten Teil der Novelle auftritt. Dieser zweite Teil spielt »wohl über sechzig Jahre später« (I, 356) und die Großmutter erinnert sich, angeregt durch ihren Enkel Martin, an Franziska. Die anstehende Hochzeit des Enkels mit einer Frau, deren dunkle Augen sie ein wenig befremden, nimmt sie dennoch gelassen hin: Die »braunen Augen sind schon gut, wenn nur ein gutes Herz herausschaut« (I, 358). Das Ähnlichkeitsverhältnis zwischen den dunklen Augen der Frau und den schwarzen Haaren Constantins, was beide fremd erscheinen lässt, ist dabei offensichtlich. Die Großmutter begrüßt, dass junge Paare nicht mehr wegen äußerer Gründe (wie dem strengen Patriarchat oder vermeintlich fremdartigem Äußerem) am Heiraten gehindert werden.

Martin

Gelehrter und Fritz’ Enkel, der über die Familienbilder im Zimmer der Großmutter nachdenkt und diese so zum Erzählen anregt. Martins Verlobte hat braune Augen, die seine Großmutter irritieren, denn zur ihrer Jugendzeit wäre das Mädchen als Braut nicht akzeptiert worden. Für den Enkel sind solche Bedenken nicht mehr von Belang: Die »fremden braunen Augen hat sie nun einmal; die kommen jetzt ohne Gnade in die Familie« (I, 358). Martin ist von Franziskas Schicksal angerührt. Als man in ihrem eingestürzten Sarg einen Gegenstand, eine Art »Schaustück« findet, wird er zur Familiengruft gerufen. Wenig später bringt er der Großmutter das Medaillon, in dem ›Fränzchen‹ eine Locke ihres Geliebten aufbewahrt hat. Die Locke ist von Constantin, was zeigt, dass Franziska ihm bis zum Tod treu geblieben ist, obwohl sie nicht mit ihm zusammen sein konnte. Martins Großmutter ist davon gerührt und beschließt den schon attestierten Normenwandel selbst zu vollziehen: Sie bittet Martin, seine zukünftige Frau am Abend zu ihr zu schicken, um ihr ein »Hochzeitskettlein« (I, 362) zu vererben und sie so in die Familie aufzunehmen.

Vater Franziskas

Kaufmann und »Ratsverwandter, ehe er zweiter Bürgermeister wurde« (I, 358). Er ist ein hartherziger Mann, der »seine Söhne bis in ihr dreißigstes Jahr« erzieht (I, 360). Die entwickeln deswegen nie einen eigenen Willen. Er ist auch der Grund dafür, dass Fritz die Nachfolge des Vaters in der Firma antritt, anstatt Gelehrter zu werden, wie es sein Wunsch ist. Franziska redet, nachdem Constantin weggegangen ist, nur noch wenig mit ihrem Vater, denn er hat ihre Beziehung zu Constantin verhindert.