Singer, Deborah

Mendel Singers Frau und Mutter von Jonas, Schemarjah, Mirjam und Menuchim. Als sie mit dem vierten Kind, Menuchim, schwanger ist, und das Leben immer teurer wird, gibt sie ihrem Mann, der ihr »viel zu gering« ist, die Schuld: »Die Kinder warf sie ihm vor, die Schwangerschaft, die Teuerung, die niedrigen Honorare und oft sogar das schlechte Wetter« (4). Als Doktor Soltysiuk anbietet, den kranken Menuchim kostenlos heilen zu lassen, versucht sie Mendel davon zu überzeugen, das Angebot anzunehmen. Doch sie akzeptiert seine Meinung, dass Gottes Hilfe wichtiger ist, und pilgert von nun an jeden Tag auf den Friedhof, um die »Gebeine der Ahnen anzurufen« (7). Sie verabscheut die Gesundheit ihrer älteren Kinder, und erst, als der Rabbi in Kluczýsk prophezeit, Menuchim werde gesund werden, wenn sie bei ihm bleibe, gewinnt sie ihre Hoffnung wieder (11). Ihr größtes Glück ist der Moment, als Menuchim zum ersten Mal »Mama« sagt, es bleibt zwar lange sein einziges Wort, aber er erscheint ihr »beredt wie ein Priester« (16). Dafür vernachlässigt sie weiterhin ihre anderen Kinder: »Sie hatte nur einen Sohn, den einzigen: Menuchim« (16).

Als sie ihrem Körper das Altern ansieht, hört die »Lust auf zwischen Mendel Singer und seiner Frau« (15). In Bezug auf den anstehenden Militärdienst der älteren Söhne kritisiert sie Mendels Schicksalsergebenheit und kontert mit einem Bibelzitat: »Der Mensch muß sich zu helfen suchen, und Gott wird ihm helfen« (26). So spart sie seit Jahren unter einem losen Dielenbrett Geld, um Kapturaks Dienste zu bezahlen, der die Söhne außer Landes bringen soll. Sie kann jedoch mit dem gesparten Geld nur einen Sohn freikaufen. Da Menuchims Zustand sich nicht bessert, verliert sie mehr und mehr den Glauben an die Prophezeiung des Rabbiners. Als sie und Mendel wegen Mirjams Liebesaffären beschließen, nach Amerika zu gehen, hofft sie bis zum letzten Tag, dass Menuchim doch noch überraschend gesund wird. Als sie ihn zurücklassen müssen, wirft sie sich vor Verzweiflung schreiend vor Menuchim auf den Boden.

In Amerika, das sie sich als »gesegnetes Land« vorgestellt hatte (48), passt sie sich zwar der Kultur an – geht ins Kino und Theater und trägt amerikanische Kleidung –, ist aber enttäuscht, dass die Welt dort doch nicht so anders ist, dass sie Menuchim hätte vergessen können: »es war eigentlich ein größeres Kluczýsk« (78). Sie kann auch hier nicht vom Sparen lassen, ihr Leben ist kärglich und ihrer Schwiegertochter Vega wirft sie vor, sie »treibe Luxus« (77). Sie bereut die Reise nach Amerika, da sie Menuchim vermisst, und schlägt Mendel die Heimreise vor. Als sie schließlich von Schemarjahs Tod hört, bleiben ihre Augen erst »trocken und leer«, dann beginnt sie, sich die Haare auszureißen, und bricht schließlich tot zusammen (93).