Effinger, Erwin

Viertes und jüngstes Kind von Karl und Annette Effinger, geboren 1894. Bruder von James, Herbert und Marianne Effinger, Cousin und später Ehemann von Lotte Effinger, Vater von Susanne (Susi) und Emmanuel Effinger. Erwin und seine Brüder besuchen dasselbe Gymnasium, das ihr Großvater Emmanuel und ihr Onkel Theodor besucht haben (310). Schon früh zeigt sich, dass Erwin dem großbürgerlichen Lebensstil seiner Eltern fremd gegenübersteht und sich bei seinem Onkel Paul viel wohler fühlt (320, 322f.). Später neigt er sozialistischen Ideen zu (375f., 381). In einem Streitgespräch mit seinem Freund Kurt Lewy, einem Zionisten, besteht er auf Deutschland als seiner Heimat (456f.). Trotzdem beeindruckt ihn Theodor Herzls Schrift »Der Judenstaat« sehr (460). Er sucht Rat bei seinem Großonkel Waldemar, dessen entschiedene Kritik des Zionismus ihn aber nicht davon abhält, sich Kurt Lewy enger anzuschließen (463).

Im Frühjahr 1915 erhält er seinen Gestellungsbefehl (498) und wird nach einer kurzen Ausbildung ins Feld geschickt (500). Im Laufe des Krieges verliert er seine sozialistischen Ideale (538). 1917 gerät er in französische Gefangenschaft (528f.). Im August 1919 kann er aus dem Kriegsgefangenenlager fliehen (604) und kehrt nach langer Irrfahrt nach Berlin zurück (612). Desillusioniert und von der Relativität aller Werte überzeugt, übernimmt er die ihm von Vater und Onkel zugedachte Funktion in den Effinger-Werken (666).

Im Sommer 1920 besucht er seine Cousine Lotte in Heidelberg (664), beide verlieben sich (667). Als sie schwanger wird, heiraten sie umgehend noch in Heidelberg (678). Danach gehen sie nach Berlin zurück und leben bei Erwins Eltern am Kurfürstendamm in einem Zimmer (682). Kurz vor der Geburt des Kindes gesteht er seiner Frau, dass er sich in eine Achtzehnjährige verliebt hat, obwohl er Lotte nach wie vor liebe und glücklich mit ihr sei (698f.). Bei der Geburt ihrer Tochter Susanne (1921) ist er auf Geschäftsreise (701). Nach der Geburt lebt Lotte wie geplant mit dem Kind bei ihren Eltern, so dass die Eheleute sich kaum sehen. Lottes Karriere als Schauspielerin verstärkt den Abstand zwischen beiden. Erwin hat wechselnde Liebesbeziehungen. Einer dieser Frauen stellt er Lotte vor als »meine Frau, die ich liebe, aber mit der es aus ist« (718). Sein Kind, das bei Lottes Eltern aufwächst, besucht er fast täglich (727). Als Lotte 1926 von Kipshausen schwanger wird, erklärt er sich bereit, das Kind als ehelich anzuerkennen. Lotte lässt zwar die Schwangerschaft abbrechen, kehrt aber zu Erwin zurück, beide beziehen nun erstmals eine gemeinsame Wohnung (769). 1929 wird ihr zweites Kind, Emmanuel, geboren (778). Als während der Weltwirtschaftskrise (1929 ff.) Wohnraum frei wird, zieht die Familie in eine größere Wohnung (797).

Im Februar 1933 bringt er Lotte nach Prag in Sicherheit (847). Er lässt Tochter Susi mit seiner Schwester Marianne nach Palästina gehen (867) und folgt seiner Frau bald darauf mit dem kleinen Emmanuel ins Ausland (866f.). Dabei kann er etwas Geld herausschmuggeln (866, 872). Im Frühling 1938 reist er mit Lotte und Emmanuel nach Palästina, um Susanne und Marianne in ihrem Kibbuz zu besuchen (872f.). In der Folgezeit hören die Eltern und Verwandten in Berlin kaum noch etwas von Erwin und Lotte. Sie »rutschen von Ort zu Ort und von Land zu Land«, so Paul, und kommen nicht zur Ruhe (879).