Kunze, Major

Major Kunze, ein »älterer Herr mit grimmiger Miene« (132), ist Vorstandsmitglied des Netziger Kriegervereins. Der Veteran des deutsch-französischen Krieges 1870/71 befindet sich zu seinem Bedauern im Ruhestand und leidet an dem damit verbundenen gesellschaftlichen Geltungsverlust. Zuletzt war er beim Bezirkskommando von Netzig. Seine politische Haltung ist schwankend. Jadassohn rät Diederich, Kunzes Bekenntnis zu den Kaisertreuen nicht zu vertrauen: »Glauben Sie ihm kein Wort! Er ist ein schlapper Hund und kriecht vor dem alten Buck. Wir müssen ihm imponieren.« (134) Tatsächlich bezichtigt Major Kunze Diederich während des Prozesses um den Fabrikanten Lauer des Denunziantentums und versucht Stimmung gegen ihn zu machen. Als Jadassohn ihn offen fragt, ob er sich von Lauer nicht kürzlich hundert Mark geliehen habe, gibt Kunze zu, die Majestätsbeleidigung gehört zu haben. Als sich die Stimmung zu Diederichs Gunsten ändert, schwenkt er sofort in diese Richtung ein. Er entschuldigt sich bei Diederich und nimmt ihn in den Kriegerverein auf. Nach der Auflösung des Reichstags wird er als nationaler Kandidat Netzigs für den Reichstag aufgestellt, unterliegt aber seinen Konkurrenten Heuteufel und Fischer.