Berling, Doktor

Dr. med., Arzt in Jerichow.

204 Sein Glückwunsch für Cresspahl zur Geburt der Tochter Gesine: »Aber vorher kam noch Doktor Berling und schlug Cresspahl auf die Schulter. Na, alter Schwede. Viel Mühe haben Sie ja nicht aufgewandt. Ein Junge ist es nicht. […] Was wollen Sie jetzt noch in England. Jetzt, wo Deutschland endlich wieder hochkommt

509-513 Am ersten Weihnachtsfeiertag 1936 ruft Lisbeth ihn ohne Cresspahls Wissen an, als sie eine Fehlgeburt erleidet. Er lässt sie ins Kreiskrankenhaus nach Gneez bringen, berichtet später von ihren Fieberphantasien. »Sie weiß da nu nichts mehr von. Was Ein' im Fieber redet. Kein ein weiß von gar nichts.«

510 Einige Jahre später, 1936, ist Berling »nicht mehr der von 1933, der die Leute auf die Schulter schlug, […], der die Kranken angesteckt hatte mit Gesundheit, Klagenden fast beleidigt über den Mund gefahren war. Der von heute sah so sorgfältig hin wie früher, aber nicht so gewalttätig aufmunternd, hörte geduldiger zu, nickte sogar, hielt sein dickfleischiges Gesicht still, blickte trübe bei Gelegenheiten. Der trank nicht mehr, wo ihn einer abhören konnte; der saß die Nächte zu Hause.« – Seine Wangen sind mit gesprungenen Äderchen übersät, weshalb man ihn »blagen Düvel« (blauer Teufel) nennt. Er ist ein »schwerer Mann, zwei Meter, zwei Zentner, kräftig wie ein Fleischer, der in den Jahren traurig geworden war, die seine besten hatten sein sollen«.

524-525 Cresspahl denkt über Berling nach: über seine Angewohnheit, jeden mit ›alter Schwede‹ anzureden, über seine »düsteren Andeutungen von ›Krankheitsherden im Herzen der Nation‹« und seine »Maulerei gegen die Nazis«, die er aber erst begonnen hat, seit seine Frau ihn verlassen hat und mit einem ›Goldfasan‹ (NS-Funktionär) in Schwerin lebt. Er »saß jetzt abends allein zu Hause und kriegte den Rheinwein kistenweise von der Bahn in den Keller gerollt«.

538 Hat einen Hund, einen Chow-Chow.

754 Er untersucht die tote Lisbeth Cresspahl und drückt ihr die Augen zu.

1000 Als am 1. Juli 1945 die Sowjets Jerichow von den Briten übernehmen, nimmt er sich das Leben, obwohl er von den neuen Besatzern nichts zu befürchten hat, denn von ihm »waren die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter behandelt worden fast wie die Menschen, krankgeschrieben, wenn nötig [...]. Dr. Berling hatte keine Rechnung von den Sowjets zu fürchten, und nahm sich das Leben, der großmächtige, schwermütige blage Düvel«.

1031 »Dr. med. Berling hatte das ganze Studieren nicht geholfen gegen die Schwermut«.

1064 Kommandant K.A. Pontij schickt Heinrich Cresspahl »aus seinen persönlichen Vorräten« Berlings Radiogerät, »den achtröhrigen Superhet, den die Flüchtlinge in Dr. Berlings Wohnung aus Dankbarkeit oder Aberglauben abgeliefert hatten. Nun stand das mächtige schwarzblaue Ding auf Cresspahls Schreibtisch, stumm, zusammen mit der Erinnerung an Lisbeths ersten Versuch und Dr. Berlings eigensinnigen Tod obendrein.«

Vgl. auch 246. 353-354. 474. 546. 563. 569. 572. 591. 607. 693. 890. 985.