Holk, Christine Gräfin

Ehefrau von Graf Holk, Mutter von Asta und Axel, Schwester des Barons Arne, zu Beginn der Geschichte 37 Jahre alt (vgl. V/36). Sie wurde »bei den Herrnhutern erzogen« (I/7), verbrachte ihre Mädchenjahre in dem pietistischen Pensionat »Gnadenfrei«, das ihre Religiösität stark geprägt hat und in das sie auch ihre sechzehnjährige Tochter Asta schickt. Ihre von dem Bewusstsein der eigenen Rechtgläubigkeit und Tugend durchdrungene Frömmigkeit hat, wie ihr Bruder feststellt, einen starken Zug von »Selbstgerechtigkeit« und »versteckte[m] Hochmuth« (V/40), den sie selbst nicht erkennt. Sie hat ein ernstes Naturell, ist »nie heiter« (IV/27) und neigt zu Melancholie, ganz im Gegensatz zu ihrem unbekümmerten Mann. Dennoch führen beide viele Jahre lang eine glückliche Ehe, zu deren Gelingen nicht zuletzt Holks Bereitschaft beiträgt, die Tugendhaftigkeit seiner Frau rückhaltlos zu bewundern und sich ihr gegenüber »immer in die zweite Linie zu stellen« (V/38). Das hat sich allerdings »seit einiger Zeit« (ebd.) geändert, Holk reagiert zunehmend gereizt auf Christines »doctrinäre[n] Ton« (XIX/160), und auch ihr fällt es zunehmend schwer, seine »leichtlebige Natur« zu respektieren (IV/33). Die Briefe, die die Eheleute während Holks Aufenthalt in Kopenhagen wechseln, vertiefen die Missstimmung, beide finden nicht den rechten Ton, verletzen sich gegenseitig mit spitzen Bemerkungen und Anspielungen. Holks Berichte über Brigitte Hansen und Ebba von Rosenberg erregen Christines Eifersucht, mehr noch ihre schon vor Holks Abreise zunehmende Neigung, das eheliche Glück verloren zu geben (vgl. IV/33). Wohl deshalb setzt sie Holks Scheidungswunsch nicht nur nichts entgegen, sondern nimmt ihn ihm sogar aus dem Mund und versäumt damit die Chance, »den so Bestimmbaren [...] zur Erkenntniß seines Irrthums« zu führen (XXIX/253). Nach der Scheidung lebt sie mit ihrer Freundin Julie von Dobschütz in Gnadenfrei. Die von ihrem Bruder und Pastor Petersen betriebene Versöhnung zwei Jahre später kann das Glück nicht zurückbringen, Christine »will vergessen, aber sie kann es nicht« (XXIII/286). Ein Vierteljahr nach der erneuten Eheschließung nimmt sie sich in der Ostsee das Leben.