Der Kleiderschrank (1899)

Qualen, Albrecht van der

Albrecht van der Qualen, ein Mann dunklen Typs in den Zwanzigern oder Dreißigern, krank, schläft im Schnellzug Berlin-Rom ein und wacht dann ohne Kenntnis von Zeit und Ort auf. Er steigt in einer unbekannten Stadt aus, frei und fremd. »Gott hat seine Hand niemals über mir gehalten, er kennt mich garnicht« (197).

Er mietet zwei Zimmer bei einer hässlichen alten Dame (ein »Alb«, 198) und sieht abends im Kleiderschrank, der ohne Rückwand in einer Türnische steht, ein holdes weibliches Wesen, nackt. Es erzählt ihm nun jeden Abend Geschichten von Liebe und Mord, kommt aber nicht, wenn er sich ihm am Vorabend genähert hat. – Aber »wer weiß«, ob er dies nicht schlafend im Schnellzug erlebt bzw. geträumt hat? »Das ist ganz ungewiß« (203).