Klöterjahn, Gabriele

Gattin des Kaufmanns Anton Klöterjahn, eine geborene Eckhof, vom Erzähler nur als »Herrn Klöterjahns Gattin« (oder einfach als »sie«) bezeichnet. Sie hatte diese Heirat gewollt, betont sie im Gespräch mit Spinell (341). Nach der Geburt von Anton Klöterjahn junior wurde Gabriele kränklich, man vermutet eine Luftröhren-Erkrankung. Klöterjahn bringt sie in das Sanatorium ›Einfried‹, wo sie sich nach Klöterjahns Abreise mit dem merkwürdigen Dichter Detlev Spinell anfreundet.

Gabriele, eine zierliche, »unstofflich« (322) wirkende junge Frau von ›schwacher Grazie‹ und ›zartem Liebreiz‹, ist das genaue Gegenteil ihres »stämmigen Gatten«: Ihr von lichtbraunem Haar gerahmtes Gesicht zeigt »unsägliche Zartheit, Süßigkeit und Mattigkeit«, auf ihrer »durchsichtigen Stirn« verzweigt sich ein seltsames blaßblaues Äderchen, sie hat »schöne, blasse Hände«, eine leicht verschleierte Stimme und zum »Verschießen« neigende Augen, deren Winkel in »tiefem Schatten« liegen (323).

Unter dem Einfluss des Schönheitsschwärmers Spinell scheint sie sich von ihrem gewöhnlichen Leben zu entfremden. Bewusst verführt Spinell sie zum ärztlich verbotenen Klavierspiel; unter den Tönen von Wagners »Tristan« schmelzen sie hin (wie Gerda Buddenbrook und Leutnant von Throta). Zwei Tage später wird Gabriele Klöterjahn kränker, ihr Mann kommt, sie hat einen Blutsturz und stirbt. Spinell, der aus seiner ästhetischen Abneigung gegen Namen und Person Klöterjahns kein Hehl macht, wirft diesem in einem Brief vor, er habe Gabriele durch die Heirat ins »Leben« gezwungen, statt sie der Schönheit und dem Tod zu überlassen, für die sie bestimmt sei (361); er aber, Spinell, habe dafür gesorgt, dass sie in Schönheit vergehe (362). Sie habe sich für den überaus gesunden Sohn Anton junior geopfert. Diesem kräftigen Säugling gehört das letzte Bild der Erzählung: jauchzend sitzt er in seinem Wagen, über sich die Gloriole der untergehenden Sonne (370f.).

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (115). – © Robert Gernhardt.