Heinrich Cresspahl in anderen Texten Johnsons
Mutmaßungen über Jakob (1959)
M 80 Zeigt Jonas Blach, wie man ein Schnitzel macht und Karbonade brät. Jonas über Cresspahl: »Die Augenbrauen waren sehr sanft geschwungen. Er hatte graue Augen. Die Augen waren sein Alter und seine entfernte Tochter und die dichte nasse Dunkelheit und seine Empörung und seine Fürsorge.«
M 134 Gesine: »mein Vater ist ein Turm mit kurzen grauen Scheitelhaaren«.
M 182 Jonas Blach findet nicht, dass Gesine ihrem Vater ähnlich sieht. »Es schien ihm als könne man mit Cresspahl nicht in völligem und dazu ausgesprochenem Ernst verhandeln; die jederzeit verteidigten Intarsien, deren Zeit aber vorüber sei, waren vielleicht ein Gleichnis für die schamhafte Spanne zwischen dem Wünschenswert und der Enttäuschung seines Lebens. Cresspahl selbst schien die Intarsien nicht ernstzunehmen.«
M 217 Cresspahl über den Staat: »›Wie gehn sie mit dem Menschen um, sieh dir an was einem zustösst und wie es noch kommen soll, und kannst dich auf nichts berufen. Da jammert einer sie lassen ihm kein Geheimnis, oder sie lassen ihn nich reden: ja warum solln sie nich? Das' dumm Zeug mit den Menschenrechten. Kann einer nicht von Würde reden und von menschlichen Ansprüchen und Ordnung in der Welt, kann einer nicht, wenn er nicht Pastor Brüshaver ist, bin ich nich, bist du nicht. Aber wie gehn sie mit einem um‹. ›Ihr Herr Vater meint den Staat‹ sagte Herr Rohlfs. ›Wir waren ausgegangen von der natürlichen Notwendigkeit des menschlichen Zusammenlebens. Ich hatte behauptet dass der Fortschritt eines Gemeinwesens abzulesen ist an dem vernünftigen und gerechten Ausgleich der Einzelinteressen, der Befriedigung der Egoismen. Dass einer den anderen zufrieden am Leben hält: nannte Ihr Herr Vater das‹.«
Begleitumstände (1980)
B 123 »Mittlerweile war von einem anderen Menschen der Name bekannt, auch Redeweise und Lebensumstände. Cresspahl (Johann) Heinrich. Die Frau verstorben 1938, die Tochter seit 1953 ›im Westen‹. (Der ist abermals ein Tischlermeister. Hier fehlt eine Dissertation über die Vorliebe des deutschen Romans für diesen holzverarbeitenden Beruf, 1963 weiterhin nachweisbar für den Vater Harry Liebenaus bei Günter Graß, 1966 für den Angeklagten Johann Gruhl bei Heinrich Böll, bei Arno Schmidt passim. Sind, über biographische Anlässe hinaus, Tischler die Handwerker, mit denen ein Schriftsteller am häufigsten zusammentrifft, weil vielleicht wenige auskommen mit Bücherregalen aus dem Versandhaus?«
B 124 Johnson über das Vorbild für Heinrich Cresspahl: »Im November 1957 war es ein Forstarbeiter, der eine Station hinter Schwaan einstieg. Er sah einem Heinrich Cresspahl so ähnlich und so unähnlich wie das vorkommen kann unter Brüdern.«
B 415 Gesine habe sich die »ergiebige Frage« gestellt, »was den Stellmacherssohn und Sozialdemokraten Heinrich Cresspahl 1931 bewogen haben mochte zu einer ehelichen Verbindung ausgerechnet mit der Tochter eines Getreidekaufmanns, den die Enkelin in unbösem Ernst auch erinnert als einen Grossschieber; warum ihr Vater, gut ansässig in England und der deutschen Händel müde, hat zulassen mögen, dass sein Kind geboren wurde im Dritten Reich Hitlers, wieso er obendrein seinen Haushalt samt Handwerk dahin zurückbrachte.«
B 428 Der Autor bittet zu beachten, »dass Heinrich Cresspahl eine Mitgliedschaft in der N.S.D.A.P. durch einen von der Erzählung gemeldeten Trick vermeidet«.