Giorgina
Die Tochter Ignaz Denners, Ehefrau von Andres und Mutter von Georg sowie einem weiteren kleinen Sohn.
Erst nach ihrem Tod offenbart Denner die Geschichte ihrer Herkunft, die sie selbst nicht gekannt hat: Der Räuberkönig zeugte vor langer Zeit in der Nähe von Neapel mit einem entführten Mädchen eine Tochter, Giorgina, die er auf »verruchte Weise« für seinen Liquor »opfern« wollte. Ehe das Kind aber neun Wochen alt war, verschwand die Mutter mit ihm, starb aber kurz darauf selbst. Die Waise Giorgina kam zu einem Gastwirt, wo sie »gar hart behandelt und zu den niedrigsten Arbeiten in Hof und Küche gebraucht wurde« (50). Dort wird sie, ein »armes, bildschönes Mädchen«, von Andres gefunden, der sich in sie verliebt.
Das Paar heiratet und zieht in den »einsamen rauhen Wald«, den Andres fortan als Revierjäger schützen soll (50). Ihr Leben dort verläuft aber nicht so glücklich wie erhofft, und bei der Geburt des ersten Sohnes ist Giorgina schon derart ausgezehrt, dass sie im Kindbett zu sterben droht. Denner, der ihren Aufenthaltsort erfahren hat und sich als Handelsreisender auf der Suche nach einem Quartier ausgibt, rettet sie mit seinem Liquor. Das Geld, das Denner ihr für die erzeigte Gastfreundschaft gibt, nimmt sie gegen Andres' Willen gerne und »mit vor Freude leuchtenden Augen« an (56). Andres kann ihr die Freude nicht verwehren, was Denner auch zukünftig immer wieder gegen ihn ausspielt.
In den folgenden Jahren gewinnt ihr Hausstand durch Denners finanzielle Zuwendungen das Ansehen »eines gewissen Wohlstandes«, und sie kann sich besser kleiden (58f.). Mit der »ihrer Nation eigne[n] Lust an glänzendem Staat und vorzüglich an kostbaren Steinen« schmückt sie sich darüber hinaus gerne mit den Kostbarkeiten aus dem Schatzkistchen, das Denner bei der Familie deponiert, um sie auf magischem Wege zu binden (56). Als Denner aber den neun Monate alten Georg mitnehmen will, reißt sie ihm das Kind vom Schoß und »drückte es an ihren Busen, indem ihr die Tränen in die Augen traten« (59). Die nächsten Besuche verlaufen ohne weitere Unstimmigkeiten, bis Denner nach Jahren nachts auftaucht und Andres an sein Versprechen erinnert, Giorginas Rettung mit seinem Blut vergelten zu wollen. Was Andres in dieser Nacht erlebt, verheimlicht er ihr. Auch der konkrete Anlass für Andres' Reise nach Frankfurt bleibt ihr verborgen, weil er sie mit dem unerwarteten Erbe überraschen will, als ihr zweiter Sohn gerade neun Wochen alt ist.
In seiner Abwesenheit dringen Denners Räuber in ihr Haus ein und geben vor, dass Andres zu ihnen gehöre. Denner raubt ihr den Säugling, dessen Herzblut er für seinen Liquor braucht. Von Andres' Geschenken aus Frankfurt überrascht, beginnt sie zu zweifeln, ob es sich dabei nicht tatsächlich um Diebesgut handelt, wie Denner kurz zuvor behauptet hat. Nach ihrer und Andres' Verhaftung weiß sie beim Verhör dann auch »nur Unzusammenhängendes zu erzählen, und unerachtet sie den Denner des entsetzlichen Mordes ihres Knaben« anklagt, kann sie zur Entlastung ihres Mannes nichts beitragen. Denner, der ihren Mann als Mörder des Grafen verunglimpft, entlastet sie aber vollständig.
Sie wird freigelassen und mit Georg von dem alten Vachschen Förster aufgenommen. Obwohl Andres versucht, den Termin seiner Hinrichtung vor ihr geheim zu halten, erscheint sie, »von seltsamer Ahnung getrieben«, auf dem Richtplatz, wo sie in Ohnmacht fällt (90f.). Erst nach Andres' Rettung in letzter Sekunde traut sie ihm wieder: »denn auch ich habe an deiner Redlichkeit, an deiner Frömmigkeit gezweifelt!« (91) Die beiden ziehen auf das Vachsche Schloss, wo Giorgina aber nach wenigen Monaten, »von dem Grame, von der Angst, von dem Entsetzen, wie von brennender Glut aufgezehrt«, stirbt (102).