Liquor

Das Brauen dieses Elixiers hat Ignaz Denner von seinem Vater Doktor Trabaccio gelernt, der damit seinerzeit in Neapel schon den Ruf eines Wunderdoktors erwarb (93). Zudem hielt der Liquor den Alten jung, denn obwohl er damals schin »an die achtzig Jahre alt« gewesen sein muss, schritt »er rasch und jugendlich daher« (93). Seine »wunderbaren Kuren, die bis ins Unglaubliche gingen« brachten ihm aber auch den Ruf ein, mit dem Satan verbündet zu sein, was ein paar neapolitanische Edelleute ebenso wie seine alte Haushälterin und später auch sein Sohn bestätigen.

Um diesen Liquor herzustellen, brachte er, wie seine alte Haushälterin unter Androhung der Folter erzählt, jedes seiner Kinder, mit Ausnahme des letzten (Ignaz Denner) »unter besonderen Zurüstungen und Feierlichkeiten« um, »nachdem es neun Wochen, oder neun Monate alt« geworden war (96). Auf »unmenschliche Weise« habe er sie »geschlachtet« und ihnen das Herz herausgenommen, während der Satan ihm dabei zur Hand gegangen sei (96). Ignaz Denner erzählt Andres später weiter, dass die Kinder dem »Laboranten« freiwillig anvertraut werden müssen und dass die Wirkmächtigkeit des alchemistischen Liquors, der auch »zur Bereitung des künstlichen Goldes« dient, von der Enge der Beziehung zwischen Kind und Laborant abhängt (104).

Das ist auch der Grund, warum Denner Giorgina, seine verschollene Tochter, sucht und sich bemüht, ihr ihre Kinder zu entlocken. Bei seinem ersten Versuch fragt er Andres und Giorgina, ob er ihren ersten Sohn, Georg, zur Erziehung mitnehmen dürfe. Die beiden lehnen dieses Ansinnen rigoros ab und retten damit sein Leben.

Als ihr zweiter Sohn gerade neun Wochen alt ist, ist Giorgina alleine, von den Räubern in ihrem Haus verängstigt und nicht mehr in der Lage, Denner das Kind »auf die wenigen Augenblicke« zu verwehren, um die er sie bittet (79). Mit den Tropfen, die er aus seinem Herzen gewinnt, versucht der alte Trabacchio später erfolglos Andres zu verführen, als dieser völlig benommen nach einer Folterprozedur in der Zelle liegt.