Gerda

Soldatin der Heilsarmee, die zusammen mit der 16-jährigen Lena die zweite der beiden Weinstuben betritt, in denen Keetenheuve am Abend nach seiner Rückkehr nach Bonn einkehrt. Keetenheuve schätzt sie auf 25 Jahre und hält sie für lesbisch, was ihn sogleich gegen sie einnimmt. Sie hat ein »blasses, von Heimsuchungen gezeichnetes Gesicht«, in dem »streng ein fast lippenloser Mund verschlossen ruhte«, und eine androgyne Kurzhaarfrisur (II, 339 f). Keetenheuve wirft ein Fünfmarkstück in ihre Sammelbüchse und schämt sich. »Es war zuviel, und es war zuwenig« (II, 341).

Kurz darauf trifft er die beiden Mädchen auf der Straße wieder und begrüßt sie »wie alte Bekannte«. Gerda, die schon ahnt, dass er an Lena Gefallen gefunden hat, »zerbiß ihre schmalen blutlosen Lippen. Sie war wütend. Wie haßte sie die Männer, die in ihrer Vorstellung durch das unverdiente Geschenk des Penis toll gewordene Dummköpfe waren« (II, 345). Sie steht »verkniffenen Mundes« da, während Lena dem Fremden ihre Lebensgeschichte erzählt und er sich mit ihr für den nächsten Abend in der Weinstube verabredet, um ihr ein Empfehlungsschreiben zu geben.

Bei diesem zweiten Treffen in der Weinstube lässt die eifersüchtige Gerda Keetenheuve und Lena nicht aus den Augen. Keetenheuve fühlt sich trotz seiner Abneigung mit ihr verwandt und denkt: »Du bist meine Schwester, wir gehören beide zur selben armen Hundefamilie. Aber er haßte sein Spiegelbild« (II, 384). Gerda folgt ihnen zu einer Ruine, in der sie den Liebesakt der Beiden auf ihrer Gitarre mit dem »Lied vom himmlischen Bräutigam« begleitet (II, 386).