Theophan

Der junge Geistliche ist offenherzig, edelmütig, aufrichtig und vorbehaltlos freundlich. Theophan ist Juliane versprochen, liebt aber deren Schwester Henriette, die ihrerseits in ihn verliebt ist. Auch wenn es ihn trifft, dass sie Adrast versprochen ist, zeigt er keine Zeichen von Eifersucht.

Als Theologe steht er im Gegensatz zu seinem zukünftigen Schwager, dem ›Freigeist‹ Adrast, nimmt tatsächlich aber eine ungleich vorurteilsfreiere Haltung ein. Er bemüht sich sehr um die Freundschaft mit Adrast. Der allerdings besteht auf dem Gegensatz ihrer beider Denkungsart und unterstellt Theophan die Vorurteile, die er von Geistlichen gewohnt ist, tatsächlich aber selbst verkörpert. Es ist Adrasts Voreingenommenheit, die eine Annäherung der beiden verhindert.

Theophan bemüht sich daher, Adrasts Vorurteile gegen Geistliche durch sein positives Beispiel zu untergraben. Seine freimütige Haltung steht im größten Kontrast zu Adrasts Engstirnigkeit. Auch gegenüber seinem Vetter Araspe, der ein Gläubiger Adrasts ist und diesen zur Rechenschaft ziehen will, ergreift Theophan Partei für Adrast und erklärt ihm, er habe die Hoffnung, Adrast werde von seinem zynischen Standpunkt abweichen: »Ich habe es mir fest vorgenommen, ihn nicht mit gleicher Münze zu bezahlen; sondern ihm vielmehr seine Freundschaft abzuzwingen, es mag auch kosten was es will« (III, 1; LM II, 82). Theophans unermüdliche Versuche, Adrasts Vertrauen zu gewinnen, steigern jedoch nur dessen Verachtung.

Erst als er am Ende die Geduld verliert, zeigt sich Adrast betroffen und macht eine Annäherung zwischen den beiden Männern und eine Lösung des Konflikts möglich. Am Ende, nach Auflösung aller Mißverständnisse, darf Theophan Henriette zur Frau nehmen.