Werner, Paul
Tellheims ehemaliger Wachtmeister. Im zivilen Leben ist er Bauer, er hat ein »schönes Freischulzengericht« in der Nähe Berlins (III, 4; LM II, 213), möchte aber nach dem Krieg nicht mehr Bauer sein, sondern Soldat bleiben (»Nein, Soldat war ich, Soldat muß ich wieder seyn!«), trägt sich deshalb mit dem Gedanken, nach Persien auszuwandern, »um unter Sr. Königlichen Hoheit, dem Prinzen Heraklius, ein Paar Feldzüge wider den Türken zu machen« (I, 12; LM II, 186 f.).
Für seinen ehemaligen Major empfindet er Freundschaft, Treue und den aufrichtigsten Respekt. Im Krieg hatte er ihm zweimal das Leben gerettet (III, 7; LM II, 218). Als er von Tellheims finanziellen Schwierigkeiten erfährt, verkauft er sein Bauerngut und will Tellheim den gesamten Erlös übereignen (I, 12; LM II, 187 f.). Doch alle Versuche, dem Major das Geld zu übergeben, scheitern an dessen Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen, und Paul Werner kann nicht verleugnen, dass ihn Tellheims Verhalten kränkt (III, 7; LM II, 218). Als Tellheim später seine Meinung ändert und das Geld geradezu verlangt, ist ihm dies eine Freude (V, 1). Dann aber, im nächsten und letzten Akt von Minnas Komödie, in dem Tellheim sich in Bitternis und Menschenhass gefällt, stößt er den Freund erneut unwirsch zurück und verletzt ihn damit ernstlich: Werner wirft ihm zornig sein Geld vor die Füße (V, II; LM II, 259). Er lässt sich aber schon bald wieder versöhnen, und Tellheim möchte den sehen, der »ein besseres Mädchen und einen redlichern Freund hat« als er (V, 14; LM II, 262 f.).
Der Heiratsantrag von Minnas Kammerjungfer Franciska bringt den braven Wachtmeister aus dem Häuschen: »Holla! Herr Major! nicht groß gethan! Nun habe ich wenigstens ein eben so gutes Mädchen, und einen eben so redlichen Freund, als Sie!« (V, 15; LM II, 264) Für sein »Frauenzimmerchen« will er, der sich vorher an Beförderungen uninteressiert gezeigt hatte (III, 7; LM II, 219), sogar Karriere machen: »Ueber zehn Jahr ist Sie Frau Generalinn, oder Wittwe!« (V, 15; LM II, 264)
Ein »Freischulzengericht« ist ein nicht zinspflichtiger Bauernhof von einigen Hufen Land. Paul Werner ist also ein freier, nicht gutsuntergehöriger Bauer.