Ille
Büdnerin in Althagen auf dem Fischland, bei der die Paepckes nach ihren letzten Ferien den Schlüssel für ihr Ferienhaus hinterlegt haben (1490). Im Sommer 1947 verbringt Gesine Cresspahl einige Tage bei ihr.
883-884 Ille hat zunächst keinen Namen, sie ist die, »die später ihren Kapitän geheiratet hat« (883). In ihrer Küche, einer Küche »von der alten Art, mit einem Steinherd«, gehen die Leute ein und aus, um sich einen Schluck Wasser zu holen, zu essen oder sich »einen eingießen« zu lassen. »Diese Geselligkeit war was lohnt«. Dass Gesine und die Paepckeschen Kinder ihren Speck nicht mögen, stört sie nicht, sie macht ihnen stattdessen Mettwurststullen.
1490-1495 Als Gesine im Sommer 1947 von zu Hause ausreißt und nach Althagen fährt, findet sie das Ferienhaus der Paepckes von Fremden bewohnt und landet bei Ille. Beide »erschraken vor einander fürchterlich«. Ille steht in ihrer Klöntür und ist »leicht zu erkennen, unveränderlich besinnlich im Gesicht, ihre Sommersprossen schienen noch mehr eingewachsen, ihr sprödes rötliches Haar ließ an das von Männern denken. Ille trug, im Haus, ein weißes Kopftuch, wie Leute auf dem Fischland es tun aus Trauer um einen Toten; sie hatte ihren Kapitän doch noch geheiratet mit zweiundvierzig Jahren«. – Sie nimmt Gesine auf und lässt sie bei sich arbeiten »für Tisch und Bett«. Sie hat auch in diesem Sommer 1947 Feriengäste. – Die bei ihr untergekommene Flüchtlingsfamilie schickt sie aufs Feld zu den Bauern, denen sie als Büdnerin Arbeitsleistungen erbringen muss, »da die sich besonnen hatten auf die Arbeitspflichten einer Büdnerei«. – Gesine muss ihr den »›furchtbaren Gefallen« tun, ihr beizustehen beim Gang zu einer Wahrsagerin, die ihr den Tod ihres Mannes, des Kapitäns, bestätigt. »Ille bestand zu Hause nicht darauf, darüber zu sprechen. Wir nahmen einander nicht übel. Wir konnten mit einander reden.« Wenige Tage später fährt Gesine zurück nach Jerichow.
Die Figur wurde in der Erstauflage des ›Adressbuchs‹ irrtümlich mit Inge Niemann, der (sehr viel jüngeren) Tochter von Bauer Niemann in Althagen, identifiziert. Der Jahrestage-Kommentar (zu 883,34 f.) unterscheidet beide, versieht Ille aber weiterhin mit dem Nachnamen Niemann. Tatsächlich ist von ihr stets nur als »Ille« die Rede.