Knaak, Franz
Tanzlehrer in Gneez.
1462 Bei ihm lernt Gesine Cresspahl, zusammen mit Lise Wollenberg, im Frühjahr 1947 im Hotel Sonne das Tanzen. »Den Unterricht erteilte Franz Knaak, ein Mensch aus hamburger Familie, außer einem alle örtliche Tanzpädagogen, seit 1847. Dieser war fett, sprach gern Französisch, nasal; auf seine mechanischen Manieren war er so stolz, daß er sich mit müden braunäugigen Blicken hinwegtrösten konnte über seine umfängliche Leiblichkeit.«
Die Tanzschüler lernen bei ihm zunächst »altdeutsche Tänze, Kegel, Rheinländer, sämtlich mit Hinweis auf das Erbe unserer Väter, statt etwa sowjetisches. Auf den Schieber ließ er sich erst ein nach allgemeinen, fast ungestümen Bitten; diese Art der Bewegung machte er vor in einer schmierigen Art, daß man für den Rest seines Lebens einen Ekel davor bewahren sollte. Er trug so etwas wie einen Gehrock, seifig im Nacken, davon hielt er die Säume mit jeweils zwei Fingern erfaßt und trat die Schritte der Mazurka zum Beispiel mit schwächlichen Beinen. Was für ein unbegreiflicher Affe: dachte Gesine Cresspahl in ihrem Sinn. Aber sie sah wohl, daß Lise, die schöne, die lustige, die langbeinige Lise, die Sprünge Herrn Knaaks mit einem selbstvergessenen Lächeln verfolgte; Lise wußte in allem so Bescheid.«
Die Figur wird als Nachfahre von Tonio Krögers Tanzlehrer François Knaak inszeniert, ist ihrem fiktiven Vorfahren überaus ähnlich. Auch Gesines Reaktion ist ein starker intertextueller Verweis auf die entsprechende Szene in Thomas Manns »Tonio Kröger«.