New York City
Hauptschauplatz der Gegenwartshandlung des Romans, Wohnort von Gesine und Marie Cresspahl seit April 1961. Wohnung: 243 Riverside Drive. Die Bank, in der Gesine arbeitet, befindet sich in einem Block zwischen der Third und der Lexington Avenue (1055).
11 Gesine Cresspahl auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz: »Die Sohle der Lexington Avenue ist noch verschattet. Sie erinnert sich an die Taxis, die einander am Morgen auf dem Damm drängen, im Einbiegen aufgehalten von einem Verkehrslicht, dessen Rot die Fußgänger zum Gang über die östliche Einbahnstraße ausnutzen können, in dessen Grün sie die wartenden Wagen behindern dürfen. Sie hat nicht gezögert, auf die Verbotsschrift zuzutreten. Sie kommt hier seit vordenklicher Zeit, mit angelegten Ellenbogen, auf den Takt der Nachbarn bedacht. Sie weicht dem blinden Bettler aus, der mit vorgehaltenem Becher klimpert, der unwillig grunzt. Sie hat ihn wieder nicht verstanden. [...] Aus den Seitenstraßen schlägt hitziges Gegenlicht quer. Mit den Augen gegen den blendenden Zement geht sie neben einer Fußfassade aus schwarzem Marmor, deren Spiegel die Farben der Gesichter, Blechlacke, Baldachine, Hemden, Schaufenster, Kleider schwächer tönt. Sie tritt beiseite in einen weißlichtigen Gang, aus dem Ammoniak ins Offene dampft, Biß für Biß abgetrennt von der federnden schmalen Tür. Diesen Eingang kennen nur die Angestellten.«
12-13 »Ich stelle mir vor: Sie kommt am Abend, bei schon abgedecktem Himmel, aus der Ubahnstation 96. Straße auf den Broadway und sieht im Brückenausschnitt unter dem Riverside Drive eine grüne Lichtung, hinter dem fransigen Parklaub den ebenen Fluß, dessen verdecktes Ufer ihn auslaufen läßt in einen Binnensee in einem Augustwald in trockener verbrannter Stille. Sie wohnt am Riverside Drive in drei Zimmern, unterhalb der Baumspitzen. Das Innenlicht ist grün gestochen. Im Norden sieht sie neben dichten Blattwolken die Laternen auf der Brücke, dahinter die Lichter auf der Schnellstraße. Die Dämmerung schärft die Lichter. Das Motorengeräusch läuft ineinander in der Entfernung und schlägt in ebenmäßigen Wellen ins Fenster, Meeresbrandung vergleichbar.«
65-66 Am 9. September 1967 steht in New York die Luft still, »die Inversion hat eine undurchlässige Kuppel über die Stadt gestülpt. Der versammelte Dreck aus Ruß, Flugasche, Kohlenwasserstoff, Kohlenmonoxyd, Schwefeldioxyd dringt ohne Ansehen der Einwohner durch Fensterritzen, in die Augen, in Hautfalten, legt Kehlen trocken, macht die Schleimhäute verdorren, drückt aufs Herz, schwärzt den Tee und würzt das Essen«. – Beim Einkaufen kann Marie an diesem Tag »Gespräche ernten mit dem bloßen Wort pollution, auch den Stolz der New Yorker auf das unvergleichbar schwierige Leben der New Yorker, das gegenseitige Mitleid«.
1882 »1964 fing das an mit dem Heimweh nach New York inmitten New Yorks.«
Für sämtliche Stellennachweise zum Stichwort vgl. das Ortsregister des Jahrestage-Kommentars.