Pontij, K. A.
Major der Roten Armee, vom 2. Juli 1945 an sowjetischer Stadtkommandant von Jerichow. Kommandantur in der Ziegeleivilla. Geht im Sommer 1946 zurück in die Sowjetunion, seine Nachfolge treten (nach einem dreiwöchigen Interim mit dem ungenannten »Platzhalter«) die Herren Wendennych an.
1002-1003 Pontij ist »ein alter Mann, stämmig und fest am Leibe, traurig. Er seufzte viel.« Gleich an seinem ersten Abend in Jerichow kommt er mit drei Flaschen Wodka in Cresspahls Haus, um den Bürgermeister kennenzulernen. Die von der Typhuserkrankung noch geschwächte Gesine muss ihm mehrfach nachsprechen: »Ich Faschist«.
1042-1043 Lässt ein Achtel des Stadtgebiets, in dem die Kommandantur liegt, mit einem Bretterzaun umgeben.
1046-1047 Lässt sämtliche elektrische Geräte sowie Münzen, Goldbarren und Wertpapiere sequestrieren. Die Jerichower lasten seine Befehle ihrem Bürgermeister Cresspahl an.
1059-1068 Cresspahl, der Pontijs Befehle umsetzen muss, versteht den Sinn seiner Maßnahmen nicht. Er beobachtet ihn, ohne sich einen Reim auf ihn machen zu können: »K. A. Pontij mit seinem muschelfarbenen Blick, ohne Brauen und mit stumpfer Naturglatze, schwerfällig von Alter oder Schulterschuß, er mochte in Cresspahls Jahren sein, wenig jünger. Das beständige, unachtsame Seufzen, es mochte aus Krankheit oder Trauer rühren, hinfällig machte es ihn nicht.« – Gespräche mit Pontij werden oft zu Verhören. – Er scheint leicht in blinde Wut zu geraten, kann dann aber übergangslos vergnügt sein. »Cresspahl fand ihn nicht heraus, nicht einmal von außen.« – Gibt vor, alle möglichen Kenntnisse in unterschiedlichsten Gebieten zu haben, was sichtlich nicht stimmt. – Macht bei den Sequestrierungen keinen Unterschied zwischen Nazis und Nazi-Gegnern. – Behält die sequestrierten Wertsachen für sich und setzt sie in Wodka um, den er an Gäste und Untergebene verteilt. – Verhält sich gegenüber Cresspahl willkürlich und sehr wechselhaft. Schenkt ihm Dr. Berlings Superhet-Radio, holt ihn nachts aus dem Bett, um Wodka mit ihm zu trinken. – Weist Cresspahls Meldungen über Vergewaltigungen zurück, verlangt »Name, Rang, Truppenteil und Einheitsnummer des Täters« und droht »für nicht belegbare Verleumdungen der Roten Armee« Todesurteile an. – Befiehlt den Jerichowern, jeden Angehörigen der Roten Armee zu grüßen, »auch stehende Kraftfahrzeuge auf Verdacht«.
1077-1079 Gibt volkswirtschaftlich absurde Befehle zur Besteuerung und Enteignung von Vermögen und Grundbesitz. Cresspahl weiß nicht, wovon er die Angestellten der öffentlichen Einrichtungen bezahlen soll.
1098-1106 Über Pontijs Anordnungen und Cresspahls Versuche, die Versorgung der Stadt sicherzustellen, ohne mit dem Militärkommandanten aneinander zu geraten. Cresspahl lernt, auf Pontijs Drohungen zu reagieren wie die Katze von Cheshire (aus »Alice in Wonderland«) auf die »wildgewordene Herzkönigin«.
1139-1143 Pontij möchte auf dem Jerichower Marktplatz einen »Ehrenfriedhof« für Angehörige der Roten Armee anlegen. Cresspahl versucht vergeblich, ihm andere Plätze schmackhaft zu machen. Am nächsten Tag wird ein Rotarmist auf dem Marktplatz beerdigt.
1208 Nachdem es Cresspahl halbwegs gelungen ist, das Leben der Stadt wieder in Gang zu bringen (vgl. 1204-1208), setzt Pontij ihn am 22. Oktober 1945 ab und verfügt seine Verhaftung.
1209 Pontijs Sohn ist im April 1945 in Deutschland, nicht weit von Jerichow, gefallen.
1279 Im Sommer 1946 verlässt Pontij die Stadt: Als Gesine Cresspahl und Hanna Ohlerich im Spätsommer 1946 von den Ferien auf Johnny Schlegels Hof nach Jerichow zurückkehren, sind die Herren Wendennych Kommandanten der Stadt. Vorher hatte ein ungenannter Offizier, der »Platzhalter«, für drei Wochen die Kommandantur von Pontij übernommen (vgl. 1379). Die Wendennychs »waren also seit K. A. Pontij die dritte Besatzung«.
1355-1357 Verfügt im Herbst 1945 die Gründung »bürgerlicher« Parteien (LDPD, CDU, SPD).
Vgl. auch 1076. 1111. 1116-1117. 1119. 1123. 1127. 1160. 1162. 1163. 1164. 1170-1171. 1178. 1180. 1181-1183. 1184. 1186. 1194. 1195. 1198. 1204-1207. 1209. 1219. 1227. 1233. 1330. 1343. 1370. 1373. 1523. 1524. 1531.