Shuldiner, James R.
Jüdischer Steuerfachmann in New York, 31 Jahre alt, Zufallsbekanntschaft Gesine Cresspahls seit 1966, beide verbringen hin und wieder gemeinsam die Mittagspausen in Schnellrestaurants, besonders in Gustafssons Sandwichstube an der Zweiten Avenue.
62-65 Beim Mittagessen in Gustafssons Sandwichstube am 8. September 1967 lobt er Gesines Gedächtnis – »Sie haben ein Gedächtnis wie ein Mann, Mrs. Cresspahl!« – und löst damit bei der so Belobigten (und ihrem ›Genossen Schriftsteller‹) Reflexionen über Gedächtnis und Erinnern aus, aus denen sie mit der Erinnerung an eine Bemerkung ihres Vaters im Jahr 1937 über eine Katze wieder auftaucht, die Mr. Shuldiner irritiert: »Dor kan se ruich sittn gån.« [Da kann sie sich ruhig hinsetzen.] Gesine entschuldigt sich: »Es war ein Tagtraum, Mr. Shuldiner.«
Mr. Shuldiner ist »ein schmächtiger Herr, feuchtäugig, vergrübelt, von ungelenken Bewegungen, steif, unter schwärzlichem Schopf noch dem Oberschüler ähnlich, der er vor elf Jahren war, ein Junge aus Union City«. Er ist nun ein »versorgter Steuerfachmann«.
88 Beim Beginn des Sechs-Tage-Kriegs spricht Mr. Shuldiner »ein ganzes Mittagessen über den jüdischen Imperialismus«.
572-576 Rückblick auf den Beginn ihrer Bekanntschaft. – Die Treffen zur Mittagspause kommen immer auf seine Initiative zustande, aber er hat nie einen besonderen Grund für die Treffen. – Das ist am 10. Januar 1968 anders, denn bei diesem Treffen teilt er Gesine mit, dass er heiraten wird, und erbittet von ihr Rat bei der Wohnungssuche. Die Erörterung der Frage, in welchem Viertel er sich mit seiner Frau niederlassen soll, ergibt eine Revue verschiedener Wohnviertel New Yorks. Mr. Shuldiners Braut stammt aus Rapid City, South Dakota.
697-698 Gespräch über die im Nachrichtenmagazin Time vom 9. Februar 1968 veröffentlichten Fotografien von Toten nach dem Überfall auf die amerikanische Botschaft in Saigon (vgl. 695-697). Mr. Shuldiner hält die Bilder für ein »Beweisstück Nummer Eins der Verteidigung« in künftigen Verfahren gegen Wehrdienstverweigerer.
1884 Erneuter Rückblick auf den Beginn der Bekanntschaft. Inzwischen ist Mr. Shuldiner verheiratet und wohnt mit seiner Frau in einer »piekreinen Wohnung am Broadway, mit Flügel und Gitarre«. Bei einem Besuch mit Marie bereitet die »dürre, hochmütige Mrs. James Shuldiner« ihrem Mann peinliche Momente. »Seine seitlichen Blicke, die uns aufrufen sollten zu einer Mitschuld, wir übersahen sie.«
Vgl. auch 477. 615. 803. 980. 1465. 1543.