Auta
Auta und Bek sind Echnatons »Oberbildhauer«, denen der Pharao unmittelbar vor Josephs Eintritt in die ›Kretische Laube‹ über den neuen Kunststil, den er eingeführt wissen möchte, »Belehrung« erteilt. Als Joseph eintritt, ist Auta damit beschäftigt, eine »unfertige Tonstatuette« von Echnatons »Schwester« Baketatôn wieder in ein feuchtes Tuch zu hüllen (V, 1415), und Echnaton gibt ihm nochmals eine Belehrung mit auf den Weg:
»Mache es, guter Auta [...], wie Pharao dich angewiesen, mache es lieb, lebendig und schön, wie mein Vater am Himmel es will ! [...] Du hast meine Schwester, die Süße Prinzessin Baketatôn, noch zu sehr in der alten, toten Weise gebildet, dem Vater zuwider, dessen Willen ich weiß. Mache sie lieb und leicht, mache sie nach der Wahrheit, die das Licht ist, und in der Pharao lebt, denn er hat sie in sein Innres gesetzt! Laß sie eine Hand mit einer Frucht des Gartens, einem Granatapfel, zum Munde führen und laß ihre andere Hand lose herabhängen – nicht die steife Fläche zum Körper gewandt, sondern die gerundete Fläche nach hinten –, so will es der Gott, der in meinem Herzen ist und den ich kenne, wie keiner ihn kennt, weil ich aus ihm hervorgekommen bin« (V, 1416).
Teje, sichtlich in Sorge, Auta könnte es nach solchen Instruktionen mit der ›Wahrheit‹ gar zu weit treiben, schwächt Echnatons Anweisungen dezent ab: Auta möge Baketatôn nicht etwa essend darstellen, »wie sie in die Frucht beißt; sondern du sollst ihr den Granatapfel nur in die Hand geben und sie den Arm leise heben lassen, so daß man vermuten mag, sie wolle das Obst allenfalls zum Munde führen, das wird des Neuen genug sein und ist das Gemeinte, wohin Pharao dich bringen will, wenn er sagt, daß du sie sollst davon essen lassen«. Auch die Drehung der frei herabhängenden Hand solle er »nur zur Hälfte« ausführen (V, 1417). Echnaton pariert: »Du kannst die Hand mit der Frucht schon ziemlich weit gegen den Mund führen, und was die freie betrifft, so ist's ja ohnehin nur eine halbe Drehung, wenn du ihre Fläche vom Körper wegdrehst nach hinten, denn ganz nach außen herum dreht niemand die Fläche, und du würdest gegen die lichte Wahrheit verstoßen, wenn du's so machtest. Da siehst du, wie weislich die Mutter mein Wort gedämpft hat« (ebd.).
Der Wortwechsel charakterisiert den neuen Kunststil der Amarna-Zeit. – Die Szene ist durch die Abbildung eines Reliefs aus dem Grab des Huja bei Erman/Ranke (503, Abb. 198), vor allem aber durch die Beschreibung dieses Reliefs bei Weigall inspiriert, von dem TM auch die Namen der beiden Bildhauer übernommen hat (vgl. Weigall, 42): »Im Grabe des Huya ist eine Szene abgebildet, die einen Künstler namens Auta in seinem Arbeitsraum sitzend zeigt, wie er an einer Statue der Prinzessin Baketaton die letzte Hand anlegt. Er sitzt auf einem niedrigen Stuhl, die Palette in der Hand, und bemalt die Statue wie üblich. Zum Unterschied von den steifen herkömmlichen Posen früherer Werke ist die Haltung des jungen Mädchens leicht und anmutig. Eine Hand hängt seitwärts herab, in der andern hält sie einen Granatapfel, im Begriff, ihn zu den Lippen zu führen.« (Weigall, 117). Erman/Ranke lesen den Namen ›Juti‹ (503).
Abb.: »The Studio of the Chief Sculptor Auta«.