Friedemann, Johannes
»Die Amme hatte die Schuld« (87) – sie war betrunken und ließ den vier Wochen alten Johannes vom Wickeltisch fallen, so dass er als Buckliger heranwuchs. Der Kopf sitzt ihm zwischen den Schultern, aber er hat ein beinahe schönes Gesicht mit rehbraunen Augen und feine Haare (89).
Mit sechzehn empfindet er eine Neigung zu einem Mädchen, als er es aber mit einem andern sieht, verzichtet er bewusst auf »dies alles«. »Es ist für mich abgethan« (91). Der ›kleine Herr Friedemann‹ wird Kaufmann, zunächst in einer Holzhandlung, dann macht er sich mit einer Agentur selbstständig. Er führt ein ruhiges, harmonisches Leben im Elternhaus mit den Schwestern und genießt als Kenner Literatur, Musik und Theater.
Als er aber dreißig geworden ist, verliebt er sich rettungslos in die junge Frau des neuen Bezirkskommandanten, Gerda von Rinnlingen. Einem Höflichkeitsbesuch, den das Paar bei Friedemanns macht, weicht er aus, doch dann sitzt Gerda von Rinnlingen in einer »Lohengrin«-Aufführung neben ihm.
Trotz seiner Verzweiflung über das, was ihm geschieht, macht er einen Besuch bei ihr. Er weiß, dass »es« ihn zugrunde richtet (112). Aber er geht doch zu einer Einladung der Rinnlingens eine Woche später. – Nach dem Essen bittet die Gastgeberin ihn, sie in den Garten zu begleiten. Auf einer Bank am Fluss sitzend fragt sie ihn sanft nach seinem Leiden und nach dem Glück, das ihm fehlt, und scheint ihn zu verstehen. Auf den Knien gesteht er ihr seine Liebe, doch sie schleudert ihn heftig fort und geht. Und der kleine Herr Friedemann lässt sich in den Fluss fallen.