Gladius Dei (1902)

Blüthenzweig, M.

Inhaber einer Kunsthandlung am Münchner Odeonsplatz, der die Fotografie eines modernen, sinnlichen Madonnenbildes ausgestellt hat. »Seine Nase lag ein wenig platt auf der Oberlippe, so dass er beständig mit einem leicht fauchenden Geräusch in seinen Schnurrbart schnüffelte«. Wenn er sich dabei einem Kunden nähert, wirkt es, als »beröche er ihn« (233).

Der selbsternannte Bußprediger Hieronymus gebietet dem Kunsthändler in feuriger Rede, das laszive Bild zu entfernen, doch Herr Blüthenzweig teilt ihm mit, des Bußpredigers Gewissen sei für ihn »eine gänzlich belanglose Einrichtung« (235). Er überlässt ihn dem Ladengehilfen, der nach »Schlechtbezahltheit und Pflanzenkost« aussieht (232). Am Ende wird Hieronymus durch den riesigen Packer Krauthuber hinausbefördert.

Hieronymus

Hauptfigur in »Gladius Dei«. Ein hässlicher, düsterer junger Mann im sinnenfrohen München der Jahrhundertwende, der aussieht wie Savonarola, der florentinische Bußprediger des 15. Jahrhunderts. Er wird ohne Ironie beschrieben. Im schwarzen Mantel und mit einer Kapuze über dem Kopf geht er durch die Stadt – »München leuchtete« (222).

Im Fenster der Kunsthandlung, dem »Schönheitsgeschäft« (224) von M. Blüthenzweig am Odeonsplatz, sieht er die Fotografie eines modisch berühmt gewordenen Bildes der Madonna, die lasziv lockend dargestellt ist. In einer Nacht befiehlt Gott ihm, etwas gegen solche blasphemische Fleischeslust zu tun. So sucht er die Handlung am nächsten Tag auf und weist den Inhaber selbstbewusst an, das Bild aus dem Schaufenster zu nehmen. Herr Blüthenzweig überlässt ihn und seine flammende Rede dem Ladengehilfen und lässt ihn schließlich durch einen Packer hinauswerfen.

Am Odeonsplatz sieht Hieronymus in einer Vision, wie die ganze Schönheits- und Sinnenwelt in Flammen aufgeht: am Himmel steht das Schwert Gottes, Gladius Dei.

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (77) – © Robert Gernhardt.

Krauthuber

Packer in der Münchner Kunsthandlung von M. Blüthenzweig, »ein massiges und übergewaltiges Etwas« (240), der den Prediger Hieronymus vor die Tür setzt.