Rosabelverde (die Fee, Fräulein von Rosenschön, Fräulein Rosengrünschön)

Eine der Feen, die nach Paphnutius Regierungsantritt im Fürstentum bleiben dürfen, und die einzige, »die wenige Stunden vorher, ehe die Aufklärung hereinbrach, Wind davon bekam und die Zeit nutzte, ihre Schwäne in Freiheit zu setzen, ihre magischen Rosenstöcke und andere Kostbarkeiten bei Seite zu schaffen«, und deshalb als einzige noch im Besitz ihrer Zauberkraft ist (546).

Rosabelverde ist alterslos, »von großer Gestalt, edlem majestätischen Wuchs und etwas stolzem, gebietendem Wesen« (539). Ihr Gesicht ist zwar »vollendet schön«, doch auch etwas unheimlich, was an einem Zug zwischen ihren Augenbrauen liegt, »von dem man durchaus nicht recht wußte, ob ein Stiftsfräulein dergleichen wirklich auf der Stirne tragen könne« (539). Sie kann »herrliche tausendblättrige Rosen [...] aus dem schlechtesten, dürresten Dorn« ziehen und führt Gespräche mit »wunderbaren Stimmen, die aus den Bäumen, aus den Büschen, aus den Quellen und Bächen zu tönen schienen« (540).

Paphnutius hatte ihr einen Platz in einem adeligen Damenstift gewährt, wo sie »schalten und walten« kann, wie es ihr beliebt (547). Der Hexenprobe im Dorfsee war sie durch einen Kabinettsbefehl des Fürsten entgangen, der verkünden ließ, es gäbe keine Hexen, und schlecht vom Fräulein zu denken, sei der Dorfbevölkerung bei »empfindlicher Leibesstrafe« verboten (542).

Viele Jahre später trifft sie im Wald auf die neben ihrem »Wechselbalg« eingeschlafene Liese. Der Anblick rührt sie, weil sie »von Natur fromm und mitleidig« ist (534 f.). Sie belegt Klein Zaches mit dem Verwechslungszauber, den sie regelmäßig mit Hilfe ihres goldenen Kamms erneuern muss. Dabei wird sie eines Tages von Pulcher und Adrian beobachtet, denen sie als »schöne verschleierte Frau mit Flügeln an den Schultern« erscheint (599).

Kurz darauf besucht sie den Magus Prosper Alpanus in seinem Landhaus, um ihn, wie sie vorgibt, als ärztlichen Betreuer des Fräuleinstifts zu gewinnen (605 ff.). Alpanus provoziert einen magischen Wettstreit zwischen beiden, bei dem ihr zuletzt der goldene Kamm, mit dem sie Zinnobers Zauber regelmäßig erneuert, aus dem Haar fällt und zerspringt. Sie ist untröstlich über den Verlust, aber Alpanus kann sie mit Hilfe eines Horoskops, das er für Balthasar gestellt hat, davon überzeugen, dass der Zauber über Zinnober gelöst werden muss. Um »Ihrer Macht, Ihrer Güte, Ihrer Tugend« zu huldigen, verspricht er ihr, dafür zu sorgen, dass Zinnober, nachdem er sein Schicksal ›verbüßt‹ haben wird, »noch zu unverdienter Ehre gelangen« wird (610). Auch erfährt sie bei dieser Gelegenheit, dass es Alpanus war, der sie vor der »Aufklärungspolizei« (609) des Fürsten Paphnutius gewarnt hatte, so dass sie ihre Zaubermittel rechtzeitig in Sicherheit hatte bringen können. Beide trennen sich in Freundschaft.

An Zinnobers Totenbett schimpft sie mit der alten Liese, die nicht auf sie hatte warten wollen. Das Erbe all der schönen Sachen verweigert sie ihr, und auch Lieses Ansinnen, ihren Klein-Zaches ausstopfen zu lassen, um ihn als Andenken auf den Kamin zu stellen, weist sie als »einfältige[n] Gedanke[n]« zurück (639).

Ihren »Groll vergessend«, schmückt sie gemeinsam mit Prosper Alpanus das Hochzeitsfest von Candida und Balthasar mit »schönste[n] Wunder[n]«. Der Braut schenkt sie einen Halsschmuck, dessen Wirkung darin besteht, dass die Trägerin sich niemals über Kleinigkeiten aufregen kann, was der Braut »eine besondere Anmut und Heiterkeit« auf das Gesicht zaubert (647).

Abb: Zinnober als Minister auf dem Schoß der guten Fee Rosabelverde. Einbandillustration zur Erstausgabe von »Klein Zaches«, Berlin 1819 (Vorderseite). Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach einer Vorlage E.T.A. Hoffmanns. Bildquelle: Staatsbibliothek Bamberg. – Vergrößerte Ansicht bei Wikipedia.