Lena, Prinzessin

Prinzessin Lena vom Reich Pipi scheint die Welt nur aus Romanen zu kennen: »Wir haben Alles wohl anders geträumt mit unsern Büchern hinter der Mauer unsers Gartens« (II, 1). Sie soll mit Prinz Leonce verheiratet werden, sehnt sich aber nach wahrer Liebe, die sie in einer arrangierten Ehe nicht finden zu können glaubt: »O Gott, ich könnte lieben, warum nicht? Man geht ja so einsam und tastet nach einer Hand, die einen hielte […]. Aber warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchten?« (I, 4) Sie beklagt den Widerspruch zwischen ihrem hohen gesellschaftlichen Stand und ihrer mangelnden Freiheit: »Die Blumen öffnen und schließen, wie sie wollen, ihre Kelche der Morgensonne und dem Abendwind. Ist denn die Tochter eines Königs weniger, als eine Blume?« (I, 4)

Sie flieht mit ihrer Gouvernante und trifft in einem Wirtshaus auf Leonce und Valerio. Mit Leonce empfindet sie wegen seiner Melancholie Mitleid: »Es kommt mir ein entsetzlicher Gedanke, ich glaube es gibt Menschen, die unglücklich sind, blos weil sie sind« (II, 3). Am Abend treiben ihre romantischen Gefühle sie nach draußen: »Ich brauche Thau und Nachtluft wie die Blumen. [...] Ich kann nicht im Zimmer bleiben. Die Wände fallen auf mich« (II, 3).

Im Garten des Wirtshauses hängt sie allein ihren Gedanken an den Tod nach, als Leonce auftaucht und sie zu verführen versucht, indem er auf ihre Gedanken eingeht. Lena: »Der Tod ist der seligste Traum.« Darauf Leonce: »So laß mich dein Todesengel seyn. Laß meine Lippen sich gleich seinen Schwingen auf Deine Augen senken« (II, 4). Doch sie möchte nichts überstürzen und entflieht ihm nach dem Kuss. Aber schon bald ist sie sich ihrer Liebe sicher und kehrt mit Leonce ins Königreich Popo zurück, um ihn Valerios Plan gemäß maskiert zu heiraten.

Als sich aufklärt, dass sie doch den ihr zugedachten Prinzen geheiratet hat, erklärt sie sich das im Gegensatz zu Leonce, der von Zufall spricht, mit »Vorsehung« (III, 3). Mit Leonces Vorschlägen, mit der nun vorhandenen Macht Krieg zu führen und »infusorische Politik und Diplomatie« zu treiben, kann sie nichts anfangen. Sie scheint sich nichts als ein friedliches Leben zu wünschen: »Lena lehnt sich an ihn und schüttelt den Kopf« (III, 3).