Drubezkoi, Fürst Boris (Borenka, Borja)

Einziger Sohn Anna Michailownas, ein »hochgewachsener blonder Junge mit feinen regelmäßigen Zügen in seinem ruhigen und hübschen Gesicht« (1/I,VIII,70), der, weil seine Mutter verarmt ist, größtenteils bei deren »reichen Verwandten«, den Rostows, aufgewachsen ist (1/I,VII,62). Mit dem ältesten Sohn der Familie, dem gleichaltrigen Nikolai, ist er »seit Kindertagen« befreundet (1/I,VIII,70) und mit der dreizehnjährigen Natascha verbindet ihn eine Jugendliebe; er verspricht ihr, um sie anzuhalten, sobald sie sechzehn Jahre alt ist (1/I,X,78). Zu Beginn der Geschichte ist er ungefähr 19 Jahre alt und steht im Begriff, als Fähnrich in das Semjonowski-Garderegiment einzutreten (1/I,VII,61).

Die Aufnahme in dieses traditionsreiche Regiment verdankt er seiner Mutter, die dem Fürsten Wassili die dafür nötige Fürsprache beim Zaren abgerungen hat und auch im Weiteren nicht müde wird, sein Fortkommen durch Bittgänge zu einflussreichen Persönlichkeiten zu befördern. Ihm sind diese Bittgänge unangenehm (1/I,XII,85), auch durchschaut er die Heuchelei, mit der Anna Michailowna dabei zu Werke geht (1/I,XII,87). Das lässt ihn zunächst als »lieben, klugen und charakterfesten jungen Mann« erscheinen, wie Pierre urteilt (1/I,XIII,97). Doch das ändert sich schnell, denn Boris entwickelt innerhalb kurzer Zeit alle Merkmale eines Karrieristen, der Menschen allein nach ihrer Nützlichkeit für sein Fortkommen bewertet und alte Beziehungen, die ihm keine Vorteile bringen, fallen lässt (2/II,VI,639f.), selbst seinen Jugendfreund Nikolai (2/II,XIX,719). Seine Karriere geht rasch voran, nach wenig mehr als einem halben Jahr ist er beim Stab (2/I,II,534) und gegen Ende des Jahres 1806 hat er es zum Adjutanten einer »äußerst bedeutenden Persönlichkeit« gebracht (2/II,VI,639).

Während eines längeren Aufenthalts in Petersburg verkehrt er in Hélènes Salon und gilt als ihr »Intimus« (2/II,VII,645). Mit Pierres (widerstrebender) Hilfe lässt er sich in die Freimaurerloge aufnehmen, weil er sich davon nützliche Verbindungen verspricht (2/III,X,775). Er hält Ausschau nach einer reichen Partie (2/III,XII,786) und löst sein jugendliches Eheversprechen an Natascha, dies freilich erst nach einigem Zögern, weil der besondere Charme der nun Sechzehnjährigen ihn in seinen Bann schlägt (2/III,XIII,793). In Moskau macht er Prinzessin Marja den Hof (2/V,IV,957), die Pierre vor ihm warnt (2/V,IV,958), und wendet sich dann Julie Karagina zu (2/V,V,961), deren attraktive Vermögensverhältnisse seine Mutter erkundet hat (2/V,V,964). Die innere Abneigung, die er gegen sie empfindet (2/V,V,965), hält ihn nicht davon ab, sie zu heiraten. »Ich kann es ja immer so einrichten, dass ich sie selten sehe« (2/V,V,967).