Fräulein, Ein junges

Tochter des Barons. Der Vater nennt sie ein »wilde[s] Ding«, das trotz seines jungen Alters »gern um Mannspersonen« sei (5./6. Auftritt; LM I, 383). Tatsächlich ist sie aufrichtig, unvoreingenommen und freundlich. Sie fühlt sich von dem Reisenden angezogen, der seinerseits, wie er dem Baron gesteht, »durch ihre Reden, in welchen die liebenswürdigste Unschuld, der ungekünsteltste Witz herrschet«, bezaubert ist (6. Auftritt; LM I, 384). Was der Vater als Versäumnis seiner Erziehung betrachtet, ihre noch unverbildete, »sich selbst gelaßne Natur« (ebd.), begründet ihre Vorurteilslosigkeit (und enthüllt das judenfeindliche Vorurteil als Unnatur): Als der Reisende sich als Jude zu erkennen gibt, repliziert sie nur: »Ey, was thut das?« (22. Auftritt; LM I, 410).

Im Erstdruck der ›Juden‹ (in »G. E. Leßings Schrifften. Vierter Teil«, Berlin 1754) erhält die Baronesse an einer Stelle, offensichtlich aus Versehen, den Namen Angelica. Vgl. »Werke und Briefe in 12 Bänden«, hg. von Wilfried Barner zusammen mit Klaus Bohnen u.a., Frankfurt/M. 1985 ff., hier Bd. 1: »Werke 1743–1750«, hg. von Jürgen Stenzel. Frankfurt/M. 1989, S. 1158.