norddeutsch (›norddeutsche Art‹)

Marie Cresspahl möchte herausfinden, was »die norddeutsche Art‹ ist und ob sie etwas davon geerbt hat.

149 Heinrich und Lisbeth Cresspahls Eheleben in Richmond 1932/1933: »Cresspahl konnte das auch, wortlos und blicklos neben ihr leben, nachdem Zureden mehrmals an ihr vorbeigegangen war, und was sie in solchen Auseinandersetzungen zusammenhielt, waren die eingeführten Zeiten für die Mahlzeiten, die Zeit für das Aufstehen und nur ein heikle, quecksilbrige Zeit für die Versöhnung, und nicht ein Wort vorher, auf die norddeutsche Art. – Das ist die norddeutsche Art? sagte das Kind. – Das habe ich nicht geerbt: sagt Marie, überzeugt und erlöst.«

170 Gesine Cresspahl auf Maries Frage, was Heinrich Cresspahl und Peter Wulff aneinander fanden: »Vor allem, sie konnten einer des anderen Nähe ertragen, bei einander sitzen, auch ohne Gespräch. Und beide hatten Spaß am gegenseitigen Aufziehen, und konnten es ertragen. Cresspahl hatte sein schweigendes Vergnügen gehabt, wenn Meta Wulff ihrem Mann vor Wohlwollen und Billigung den Rücken rieb, und der hatte vor Cresspahls Augen den Kopf etwas verquält verkanten müssen. Cresspahl hatte Meta Wulff reden lassen müssen über Ehen mit sehr großem Unterschied im Alter, und Peter Wulff hatte ihn offenbar gleichmütig beobachtet, mit Genuß an seinem wehrlosen Zustand.« Darauf Marie »Ist das wieder nordeutsch?« Gesine: »Es ist mecklenburgisch, und du hast es geerbt.« Marie: »Wenn es praktisch ist, bin ich einverstanden.«