Rahn, Oswald (Ossi)

Gelegenheitsarbeiter und Krimineller aus Gneez, SA-Mann. Gerät am 1. April 1933 vor Dr. Semigs Villa in der Bäk mit Baron von Rammin aneinander.

354 Wird am 1. April 1933, dem Tag des ›Judenboykotts‹, von Kreisleiter Prause zusammen mit Max Breitsprecher nach Jerichow geschickt, um vor Oskar Tannebaums Laden Posten zu stehen. – »Ossi Rahn war im Landgericht Gneez so gut bekannt, daß er seine Personalien nicht mehr angeben mußte, wenn er wieder einmal wegen Körperverletzung oder Alimenten verklagt wurde. Ossi Rahn nannte sich arbeitslos; Breitsprecher hätte ihn nicht einmal zum Hoffegen anstellen mögen.«

355 Wohnt seit 1930 in einer Obdachlosensiedlung am Stadtrand von Gneez; »in den Gastwirtschaften besaß er doch Geld; und für seine Stiefel hatte er in der S.A. sammeln lassen«.

356 Denunziert Breitsprecher, der den Posten vor Tannebaums Laden vor der Zeit verlassen und Tannebaum offenbar geraten hat, das Geschäft zu schließen, bei der Ortsgruppe Jerichow als »feige und judenfreundlich im Dienst« und organisiert mit vier SA-Männern, die Griem ihm zur Verfügung stellt, eine Boykottwache vor der Tierarzt-Praxis von Dr. Semig in der Bäk. Dort hat er einen Zusammenstoß mit dem Kutschgespann des Barons von Rammin, der die Absperrung gewaltsam durchbricht und Ossi Rahn zudem mit einem gezielten Peitschenhieb außer Gefecht setzt.

360-362 Baron von Rammin reicht im Mai 1933 Klage gegen ihn ein. Rahn wird daraufhin zweimal auf Rammins Gut Beckhorst erwischt, das zweite Mal bei dem Versuch einer Brandstiftung. Rammins Anwalt Avenarius Kollmorgen erwirkt beim »Reichsstatthalter« Hildebrandt eine Distanzierung der Nazis von Ossi Rahn, der schließlich zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wird. Allerdings wird er von der SA in das Konzentrationslager Fürstenberg befördert, in dem er, wie ein Gerücht in Gneez und Jerichow wissen will, nicht als Sträfling, sondern als Aufseher arbeitet. Als dann seine Familie nach Fürstenberg umzieht, gilt »das Gerücht als erwiesen«.

375 Aus Deutschland geflohene Sozialdemokraten suchen Cresspahl im Sommer 1933 in Richmond auf und berichten ihm »von einem ›Konzentrationslager‹ bei Fürstenberg, wo ein Kerl namens Rahn als ›Ossi Menschenfreund‹ bekannt war, weil seine Opfer ihm mit dieser Anrede Dank für Prügel und Strafen abstatten mußten«.