Amphiel

Der Engel aus Josephs großem Himmelstraum erscheint zunächst in der Gestalt eines Adlers, der, »wie ein Stier so groß und mit Hörnern des Stiers an der Stirn« (IV, 460), den Erwählten in seinen Fängen in den höchsten Himmel bringt. Dort angekommen, verwandelt er sich in einen Cherub von menschlicher Gestalt, »bis zum Gürtel nackt, in einem goldenen Rock bis zu den Knöcheln, mit Armspangen und Halsschmuck und einem runden Helm auf dem Haar, und die Spitzen seiner Fittiche berührten seine Fersen.« (IV, 464)

Die Figur hat ihren Namen aus der Geschichte von Henochs Entrückung (vgl. Gorion I, 297; in dem hier verfügbaren Ausschnitt Z. 84), während die Adlergestalt und Teile des Dialogs mit Joseph auf den Mythos von Etanas Himmelfahrt verweisen (vgl. Fischer 407 f.; Jeremias II, 432 f.; Ungnad, 132-139). Die Stier-Motivik und die äußere Erscheinung Amphiels als Cherub sind vermutlich den Bildvorstellungen von Cheruben und Genien geschuldet, die TM aus Jeremias II und Benzinger kannte (vgl. die Abbildungen bei Cherub). Der runde Helm schließlich mag auf Hermes anspielen.

Letzte Änderung: 23.03.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück