Euphrat (Prath, Phrat)

Der »überlieferte[n] Ortsbeschreibung« des Paradieses zufolge ist der Euphrat eines der vier »Weltwasser«, in die sich der aus dem Garten Eden fließende Strom geteilt habe und zu denen neben seinem Zwillingsstrom Tigris die beiden Flüsse Pison und Gihon gehörten (IV, 36; vgl. Genesis 2,10-14).

Der Euphrat ist eine allgegenwärtige Grenze, denn »jenseits des Wassers Prath« (IV, 218) beginnt das Land des Mondgottes Sin, das Land Sinear; für Jaakob ist es die Unterwelt (IV, 245).

»Die Sintflut spielte also am Euphrat«, soviel steht für den Erzähler fest (IV, 31). Und ein jüngerer »ertränkende[r] Übergriff des zu Unregelmäßigkeit und Gewaltsamkeit immer geneigten Euphratstromes« mag, so mutmaßt er, die Überlieferung der Sintflutgeschichte zwar nicht »gestiftet, aber ihr zum letzten Male Nahrung zugeführt, sie mit entsetzlicher Wirklichkeitsanschauung belebt« haben (IV, 30).

Für die Ägypter fließt der Euphrat verkehrt herum (nach Süden), während man in Babel »im Gegenteil fand, der Strom Ägyptens fließe verkehrt« (IV, 773 f., vgl. auch 832).

Vgl. Übersichtskarte. – Für die Ägypter waren die Begriffe ›stromab‹ und ›stromauf‹ zugleich Bezeichnungen von Himmelsrichtungen, bedeuteten, dem Lauf des Nils entsprechend, ›nördlich‹ und ›südlich‹, weshalb sie den Euphrat als »verkehrtgehenden« Fluss betrachteten.

Letzte Änderung: 03.10.2008  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück