James Monmouth (1854)

Theodor Fontane: James Monmouth. In: T. F.: Frühe Erzählungen. Hrsg. von Tobias Witt. Berlin: Aufbau 2002 (Große Brandenburger Ausgabe. Das erzählerische Werk. Bd. 18), S. 83-117. – Nachweise von Zitaten erfolgen unter Angabe der Kapitel- und Seitenzahl (z.B. 1/85 = 1. Kapitel, S. 85).

Erzählt wird die Geschichte der sogenannten »Monmouth Rebellion« im Juni/Juli 1685, mit der nach dem Tod Charles II. von England (6.2.1685) dessen Nachfolger und Bruder, der römisch-katholische James II. (Jakob II./VII.), gestürzt und der illegitime erste Sohn Charles II., James Scott, Herzog von Monmouth (1649-1685), zum König gekrönt werden sollte. Die Rebellion endete mit der Schlacht bei Sedgemoor am 6. Juli 1685, bei der die von Monmouth angeführten Rebellentruppen blutig geschlagen wurden. Montmouth wurde gefangen genommen und am 15. Juli 1685 auf Tower Hill hingerichtet.

Argyle, Graf

Nur in Gesprächen der Verschwörer erwähnte Figur, Parteigänger der protestantischen Opposition, der im holländischen Exil auf seine Stunde wartet, um von Schottland aus in England einzumarschieren und gemeinsam mit dem von Süden anrückenden James Monmouth König Jakob zu stürzen. Im »Harrison-Club« berichtet Blunt: »seine Schiffe liegen im Texel; – binnen heut und sieben Tagen steigt er in Edinburg ans Land« (2/93). Der Mitverschworene Lord Grey sagt ihm Ambitionen auf die Krone nach: »Die Argyle’s träumen seit lange von der Krone.« (3/98). Nachdem das Zeichen zum Losschlagen gekommen ist, landet er in Schottland und rückt nach Süden vor. Vom Scheitern seiner Invasion wird in der Erzählung nicht berichtet.

Archibald Campbell, 9th Earl of Argyll (1629-1685), war einer der Köpfe der protestantischen Gegner des Königshauses. Er lebte seit 1681 im holländischen Exil. Bei der »Monmouth Rebellion« sollte er von Schottland aus in England einmarschieren. Die Invasion scheiterte, er wurde gefangen genommen und am 30. Juni 1685 hingerichtet.

Blunt, Richard

Vorsitzender des puritanischen »Harrison-Club«, eines »fanatischen Conventikels«, deren Mitglieder »noch immer von der Wiederkehr der Republik und der Begründung ihrer fünften Monarchie träumten« und nur zwei Empfindungen kennen: »Bewunderung für die Offenbarung« und »Haß gegen die Stuarts« (2/91). Sie halten im Haus des Fischhändlers Gilbert Pennington in der Harpers Lane geheime Treffen ab, so auch am Tag von König Karls Tod. Blunt ist ein alter Mann mit spärlichem weißen Haar, auf dem er ein »Genferkäppchen«, die Kopfbedeckung der Calvinisten, trägt (2/89). Zu Beginn der Sitzung lässt er den Sekretär des Clubs, James Morris, den historischen Bericht von der grausamen Hinrichtung des Namensgebers des Clubs, Thomas Harrison, im Jahr 1660 verlesen, der mit einem Gebet endet: »Herr mach‘ uns stark und laß uns eingedenk sein: das haben die Stuarts gethan.« (2/92) Die Versammlung steht ganz im Zeichen der Empörung darüber, dass mit Jacob nun »Rom […] auf dem Throne von England« sitzt, und spricht sich für einen Sturz des Königs aus (2/92). Blunt steht augenscheinlich in konspirativer Verbindung  mit den im holländischen Exil lebenden Whigs, die auf sein Zeichen zum Losschlagen warten, das er nun geben will: »die Tage des Zorns brechen an; – hüte dich Jacob« (2/93). Zum Schluss der Versammlung lässt er den Sekretär das »Stuartlied« verlesen, ein Hasslied, dessen dritte Strophe lautet: »Sie mußten zweimal das Schaffot / Mit ihrem Blute färben, / Doch unversöhnt ist unser Gott: / Sie müssen alle sterben.« (2/93)

Nach James Monmouth’ Hinrichtung tagt der Club erneut. Während Henry Hill immerhin einige Einsicht zeigt und die Puritaner für schuldig an Monmouth‘ Tod erklärt, hält Blunt starrköpfig an seinem Hass auf die Stuarts fest: »Er starb – fuhr unbeirrt der Alte fort – weil er ein Stuart war. Er beichtete katholisch. Ich wußt‘ es immer.« (5/117) Auch dieses Mal fordert er James Morris auf, das »Stuart-Lied« zu verlesen, dessen dritte Strophe nun verändert ist: »Sie mußten dreimal das Schaffot / Mit ihrem Blute färben« (ebd.).

Der Namensgeber des (fiktiven) Clubs, der Puritaner Thomas Harrison (1606-1660), hatte im Englischen Bürgerkrieg auf seiten der Roundheads als General gekämpft und im Parlament die Verurteilung Charles I. gefordert. Nach der Restauration unter Charles‘ II. wurde er 1660 als Königsmörder verurteilt und hingerichtet. Zu den historischen Anspielungen und Hintergründen des 2. Kapitels vgl. den Kommentar, S. 192-195.

Dartmouth, Graf

»Lord Kammerherr« König Jacobs, der Monmouth nach dessen Gefangennahme in einem Boot über die Themse in den Tower bringt (vgl. 5/112-115). In dem vergitterten Zimmer im Beauchamp-Turm erinnert er seinen Gefangenen daran, dass er nur noch fünf Stunden Zeit habe, um sich mit seinem Onkel und mit Gott zu versöhnen. Monmouth‘ eilig geschriebene Nachricht an den Onkel nimmt er »mit dem Ausdruck tiefsten Mitgefühls« an sich und verlässt den Raum (5/115).

George Legge, 1st Baron Dartmouth (1647-1691), machte unter Charles II. Karriere im Dienst der Königlichen Flotte; 1683 wurde er zum Flottenadmiral befördert. Zu seinen Ämtern gehörte auch das des Constable of the Tower (1685).

Grey, Lord

Im holländischen Exil lebender Parteigänger der protestantischen Opposition, der Monmouth in seiner Villa bei Brüssel aufsucht, um ihn für ein neues Komplott zu gewinnen. Er ist ein »Vierziger: schlank, hager, blaß, reichgekleidet«, in dessen Gesicht sich »Vornehmheit und Verbitterung stritten […]; jede Handbewegung verrieth den Höfling, jedes Zucken um den Mund den fanatischen Parteimann« (3/96). Er landet mit Monmouth und Lady Anna in England. Auf dem Weg nach Norden wird sein Gesicht wegen der wenig erfolgreichen Rekrutierung von Soldaten »mit jedem Tag länger« (4/105). In der Schlacht von Sedgemoor stürzt er vom Pferd (vgl. 4/112), mehr wird über ihn nicht berichtet. Dass Madje Jims Weissagung, er werde durchs Beil sterben (vgl. 4/107), sich nicht erfüllt, weiß man aus den Geschichtsbüchern.

Ford Grey, 1st Earl of Tankerville (1655-1701), war schon am Rye-House-Komplott (1683) beteiligt, konnte aber aus dem Tower fliehen und ging nach Holland. Auch nach der »Monmouth Rebellion« konnte er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, hatte nach der »Glorious Revolution« unter William III. sogar Hofämter inne und wurde zum Earl of Tankerville ernannt.

Hill, Henry

Mitglied des von Richard Blunt geführten »Harrison-Clubs«, ein »Eisenkrämer« (2/91), der den katholischen König Jacob mit dem siebenköpfigen Ungeheuer aus Offenbarung 13 identifiziert (vgl. 2/92). Bei der Sitzung des Clubs nach Monmouth‘ Hinrichtung bekennt er als Einziger die Schuld der Puritaner an Monmouth‘ Scheitern (vgl. 5/116).

Honywood, Evelyn

Mitglied des von Richard Blunt geführten »Harrison-Clubs«, ein »Advocat von Furnival’s Inn« (2/91).

Hutchinson, William

Katholischer Geistlicher, der König Karl Jahrzehnte zuvor, bei der Schlacht von Worcester, das Leben gerettet hat. Nun, vom Herzog von York gerufen, nimmt er dem sterbenden König die Beichte ab und, gibt ihm, nachdem er sich zum Katholizismus bekannt hat, das Abendmahl (vgl. 1/87). Als man die »hagere Gestalt« im »Weltkleid eines katholischen Priesters« um Mitternacht in den Palast des protestantischen Königs eilen sieht, geht ein erstauntes »Gemurmel« durch die vor dem Palast versammelte Volksmenge: »Was war das?« (1/83) Fünf Monate später folgt James Monmouth dem Beispiel seines Vaters. Er bekennt sich wenige Stunden vor seiner Hinrichtung zum katholischen Glauben und bittet seinen Onkel Jacob, ihm den Beichtiger zu schicken, »der am Bette meines Vaters stand« (5/115). So waltet William Hutchinson auch bei ihm seines Amtes.

Vorbild der Figur ist der katholische Geistliche John Huddleston (1608-1689), der dem späteren König Karl II. nach seiner Niederlage in der Schlacht von Worcester (1651) bei der Flucht vor Cromwells Verfolgung behilflich war und 34 Jahre später dem Sterbenden die Kommunion erteilte.

Jacob, Herzog von York (später König von England)

Bruder König Karls, nach dessen Tod König von England. Er wacht bei seinem sterbenden Bruder und hat, Karls Konversionswunsch vorausahnend, den katholische Priester William Hutchinson bestellt, den er durch eine Tapetentür in das Sterbezimmer einlässt (vgl. 1/87). Mit ihm besteigt wieder ein Katholik den Thron, sehr zum Ärger der protestantischen Opposition: »Rom sitzt auf dem Throne von England; Gott erleuchte uns – « (3/92). Er verhängt das Todesurteil über seinen Neffen James Monmouth. Dessen Bitte, ihm vor der Hinrichtung ebenfalls den katholischen Priester William Hutchinson zu schicken, kommt er nach.

James II. von England und Irland und VII. von Schottland (1633-1701) war der letzte katholische König auf dem englischen Thron. Er wurde schon drei Jahre nach seiner Thronbesteigung durch die »Glorious Revolution« abgesetzt und floh nach Frankreich.

Jim, Madje

Alte Zigeunerin, die in James Monmouth‘ Heerlager vor Sedgemoor aufgegriffen wird. Sie weissagt Lord Grey und Lady Anna den Tod durch das Beil (womit sie sich in beiden Fällen irrt). Als sie Monmouth aus der Hand lesen soll, wehrt sie ab, »als ob derlei Hokuspokus zwischen ihnen nicht erst nöthig sei«, und spricht nur vier Verse: »Ich kenn‘ Dich die vierzig Jahre schon, / Da warst Du Karl Stuart, nun bist Du sein Sohn; / Dein Vater starb auf seidenem Bett, – – / Wer auch solch‘ Sterbekissen hätt!« (4/107 f.).

Karl, König von England

Vater von James Monmouth, Bruder und Vorgänger Jacobs auf dem Thron. Die Erzählung beginnt an seinem Sterbelager im Palast von Whitehall, um den sich eine Menge Volks versammelt hat, denn »er war ein König nach ihrem Sinn gewesen«; die »Parlamente hatte er mißachtet, aber das Vergnügen respektirt. So liebten sie’s – so liebt’s das Volk!« (1/83). Obwohl der Anglikanischen Kirche angehörend, verweigert Charles den Empfang des Abendmahls durch den anglikanischen Bischof Kenn. Stattdessen lässt er sich die Beichte von dem katholischen Priester Hutchinson abnehmen, von dem er auch, nachdem er sich zum römisch-katholischen Glauben bekannt hat, das Abendmahl empfängt. »So stahl sich ein König von England gleich einem Dieb in der Nacht nach Rom und seiner Kirche zurück.« (1/87) Danach lässt er seine (sämtlich illegitimen) Kinder kommen, unter denen er James Monmouth, »seinen verbannten Liebling«, vermisst. Zuletzt überantwortet er seine Geliebte Nell Gwyn, deren Bild in seinem Schlafgemach hängt (vgl. 1/86), dem Schutz seines Bruders – »Vergiß nicht meine arme Nell« (1/88). »So starb Karl Stuart, wie er gelebt. Seine letzte Sorge – sein Buhlweib, nicht – sein Land.« (1/88)

Charles II., König von England, Schottland und Irland (1630-1685) regierte von 1660-1685. Seine Ehe mit Katharina von Braganza blieb kinderlos; seine zahlreichen Kinder stammen von seinen ebenfalls zahlreichen Mätressen, darunter auch Nell Gwyn (1650 oder 1651-1687) die, bevor sie Karl II. kennenlernte, Schauspielerin am Drury Lane Theatre war. Sie hatte insbesondere mit Stücken von John Dryden Erfolg, der auch eigens für sie Stücke schrieb.

Kenn, Bischof von Bath und Wells

Der Bischof, »angethan mit dem violetten Prachtkleid seiner Würde« (1/84), begibt sich auf Geheiß des Erzbischofs von Canterbury zum sterbenden König, um ihm die letzte Kommunion zu erteilen. Beim Anblick des vom Tode Gezeichneten »milderte sich der herbe Ausdruck seiner priesterlichen Züge« (1/85). Er lässt Brot und Wein bringen, doch Karl hält ihn hin. Während er in einer Seitennische für den Sterbenden betet, empfängt Karl das Abendmahl von dem katholischen Priester William Hutchinson. Kenn bemerkt davon nichts und verlässt das Sterbezimmer unverrichteter Dinge (vgl. 1/88).

Thomas Ken(n) (1637-1711) war seit 1685 Bischof von Bath und Wells.

Monmouth, James

Ältester (natürlicher) Sohn König Karls und dessen Geliebter Lucy Walters. Obwohl »Liebling des Volks und seines Vaters«, ist er verbannt, weil man ihm die Teilnahme an dem »Rye-House-Complot« gegen seinen Vater vorwirft (3/94 f.). Er lebt mit seiner Geliebten, Lady Anna Wentworth, in einer Villa nahe Brüssel und hat seine Prätentionen auf den Thron aufgegeben. »Er war ein Stuart: er hatte ein Weib gefunden und über die Liebe den Thron vergessen.« (3/95) Anfang 1685 sucht ihn einer der exilierten Mitverschwörer, Lord Grey, auf und bringt ihm die Nachricht vom Tod seines Vaters und von der Thronbesteigung seines Onkels Jacob (vgl. 3/97). Monmouth, den die Nachricht vom Tod des Vaters sichtlich erschüttert, will zunächst nichts von einem Komplott gegen den Onkel wissen. Er wolle »kein Werkzeug sein, am wenigsten dieser Puritaner« (3/98). Lord Grey beeindruckt diese Weigerung wenig: »Ein Stuart schlägt keine Krone aus« (ebd.), und tatsächlich gelingt es Lady Anna, ihn sehr rasch umzustimmen (vgl. 3/100 f.).

Wenig später schifft er sich mit seinen Mitverschworenen und in Begleitung seiner Geliebten nach England ein. In den Grafschaften Dorsetshire und Devonshire begrüßt man ihn begeistert als den neuen König, doch bei der Rekrutierung halten die Puritaner sich zurück, weil sie »keinen Glauben an die kirchliche Ehrlichkeit des Herzogs« haben (4/103). So ziehen Monmouth und Grey, dessen »Gesicht mit jedem Tag länger geworden« (4/105), mit einem schwachen »Heerhaufen« (4/104) nach Norden gegen die Stellungen der königlichen Truppen auf der Heide von Sedgemoor. Am Abend vor der Schlacht sagt ihnen eine alte Zigeunerin nichts Gutes voraus (vgl. 4/107 f.). Lady Anna, wohl wissend, dass ihr und Monmouth der nahezu sichere Tod bevorsteht, bringt den Geliebten von seinen Fluchtgedanken ab und zeigt sich bereit, mit ihm zu sterben: »Wir brauchen den Tod nicht zu suchen; wenn wir wollen, so sucht er morgen uns. Du willst nicht, James, daß unser Elend zu hohen Jahren kommen soll.« (4/109). Bei dem Angriff auf die königlichen Stellungen laufen Monmouth‘ Truppen in eine Falle und fliehen (vgl. 4/111). Als Lady Anna von einer Kugel tödlich verletzt wird, bleibt Monmouth bei ihr und wird gefangen genommen (vgl. 4/112).

Er wird in den Tower gebracht, wo er seinem Onkel eine Nachricht schreibt, in der er seinen Antikatholizismus als die »große Sünde seines Lebens« bezeichnet, sich zur katholischen Kirche bekennt und darum bittet, dass Jacob ihm »den Beichtiger, der am Bette meines Vaters stand« schickt (5/115). Der Bitte wird entsprochen, William Hutchinson nimmt dem Herzog die Beichte ab und erteilt ihm die Absolution. In der Nacht träumt Monmouth einen »wunderbaren Traum«, in dem er fliegend, die »Erde weit unter ihm«, Lady Anna durch die Lüfte folgt (5/115 f.). Am nächsten Morgen geht er festen Herzens in den Tod. Seine Bitte an den Henker, besser zu treffen als bei der Hinrichtung Lord Russels, erfüllt sich nicht: »Der Henker zitterte; James kniete nieder; erst mit dem fünften Schlag fiel sein Haupt.« (5/116)

James Scott, 1st Duke of Monmouth (1649-1685), wurde von seinem Vater Charles II. 1662 anerkannt und machte unter seiner Protektion rasch militärische Karriere; 1678 wurde er zum Oberbefehlshaber der Armee ernannt. Auf Druck von katholischer Seite, die ihn von der Thronfolge auszuschließen versuchte, musste sein Vater ihn 1679 verbannen. Er war an dem Rye-House-Komplott (1683) beteiligt, wurde zwar von dem Vorwurf freigesprochen, aber 1684 erneut verbannt und lebte bis zum Beginn der »Monmouth Rebellion« in den spanischen Niederlanden.

Morris, James

Jüngstes Mitglied und Sekretär des »Harrison-Clubs«. Ihm obliegt es, auf Geheiß des Vorsitzenden Blunt den Bericht von Thomas Harrisons Hinrichtung 1660 und ein Hasslied auf die Stuarts vorzulesen (vgl. 2/92; 93 f.).

Overton, John

Mitglied des von Richard Blunt geführten »Harrison-Clubs«, ein »Braueigen von Southwark« (2/91). Ähnlich wie Henry Hill beruft auch er sich zur Rechtfertigung des Königsmords auf die Offenbarung (vgl. 2/92 f.).

Pennington, Gilbert

Ein Fischhändler in der Harpers Lane, in dessen Haus sich der puritanische »Harrison-Club«, dem er selbst auch angehört, zu geheimen Zusammenkünften trifft. Sein Vater hatte »im langen Parlamente gesessen und das Todesurtheil Karl Stuarts [d.i. Charles I.] mit unterschrieben« (2/90).

Die Namensgebung mag inspiriert sein durch den Puritaner Sir Isaac Pennington (ca. 1587-1661), der dem »Langen Parlament« bis 1653 angehörte (vgl. Kommentar, S. 192).

Wentworth, Lady Anna

Geliebte des Herzogs von Monmouth, Großnichte Thomas Wentworth‘, eine schöne junge Frau, die mit ihrem Geliebten das Exil in den Niederlanden teilt. Die Nachricht vom Tod König Karls lässt ihr »das heiße Blut in die Wangen« schießen und die »dunkelblauen Augen vor Freude leuchten« (3/97), denn sie ist ehrgeizig, will nicht nur ihren Geliebten groß sehen, sondern auch selbst hoch hinaus, höher noch als ihr berühmter Großonkel (vgl. 3/99). Lord Grey, der die Nachricht bringt, stand schon vor seinem Besuch mit ihr in brieflicher Verbindung (vgl. 3/98). Mit einem Lied stimmt sie Monmouth, der von einem Komplott gegen König Jacob zunächst nichts wissen will, um, begleitet ihn und seine Mitverschwörer nach England und sogar in die desaströse Schlacht von Sedgemoor, denn sie ist bereit, mit ihm zu sterben (4/109). Von einer Kugel tödlich getroffen, bittet sie Monmouth um Vergebung: »Vergieb James, – ich wollte Dich groß sehen – Dich und mich – flieh… nein, bleib… – vergieb!« (4/112) Monmouth harrt bei ihr aus und wird gefangen genommen.

Vorbild der Figur ist Henrietta Maria Wentworth, 6th Baroness Wentworth (1660-1686). Anders als ihre literarische Nachbildung kehrte sie erst nach Monmouth‘ Hinrichtung nach England zurück. Ihr berühmter Vorfahr, Thomas Wentworth, 1st Earl of Strafford (1593-1641), war der einflussreichste Ratgeber König Charles‘ I. und Lord-Statthalter von Irland.

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