Hansen-Grell, Detleff

Dichterisch begabter Kandidat der Theologie, den Jürgaß in der ›Kastalia‹ einführt. Er ist, wie Tubal in seinem Weihnachtsbrief an Lewin berichtet, »eher häßlich als hübsch«, hat strohiges Haar, blasse Augen, gerötete Lider und Stoppelbart (I, 17/149). Ein »heiliges Feuer«, das ihn beim Vortrag seiner Ballade »Hakon Borkenbart« erfasst, bringt die »Prosa« seiner äußeren Erscheinung zum Verschwinden (I, 17/151).

Sohn eines märkischen Vaters und einer Handwerkerstochter aus Schleswig, wuchs er teils in der Mark, in dem zur Herrschaft der Jürgaß gehörenden Dorf Gantzer, teils bei den Großeltern in Schleswig auf, lebte einige Jahre in Kopenhagen als Erzieher im Haus des Grafen Moltke und kehrte dann nach Brandenburg zurück (vgl. II, 9/226). Jürgaß, Tubal und Bninski sind von seiner Kunst beeindruckt, Kathinka macht sich über ihre Schwäche für den »nordische[n] Wundervogel« lustig, der am Ende wohl nur eine »Eidergans« sei (II, 9/227).

Bei der ersten ›Kastalia‹-Sitzung des neuen Jahres, die bei Lewin in der Klosterstraße stattfindet, trägt er das Balladenfragment »General Seydlitz« vor und löst damit einen »Jubel« aus, »wie ihn die Kastalia seit lange nicht gehört hatte« (III, 7/106). Die dänische Geschichte, über die man sich beim Dejeuner bei Jürgaß unterhält, wie die Geschichte überhaupt interessiert ihn vornehmlich als Reservoir poetischer Stoffe (vgl. III, 10/140-144).

Lewin, der sich zu ihm »von Anfang an in hohem Maße hingezogen gefühlt hatte«, besucht ihn am 29. Januar 1813 in seiner Wohnung in der Kreuzgasse (III, 17/221). Hansen-Grell spricht über Hölderlin, der bei aller Klassizität ein Romantiker sei (vgl. III, 17/226). Lewin vergleicht ihn im Stillen mit Faulstich: »während der eine [Faulstich] das Schöne nur feinsinnig kostete, strebte ihm der andere mit ganzer Seele nach. Was den einen verweichlichte, stählte den andern, und so war Grell ein Vorbild, während Faulstich eine Warnung war.« (III, 18/228)

Anfang Februar kommt er mit Tubal und Hirschfeldt nach Hohen-Vietz; die drei wollen nach Breslau gehen (wohin inzwischen der König mit Hofstaat und Garden geflüchtet ist), um sich einer Freiwilligenarmee anzuschließen, da man jeden Tag mit dem Aufruf des Königs zum Kampf gegen die französischen Besatzer rechnet (vgl. IV, 9/315). Berndt von Vitzewitz überredet sie, zunächst in Hohen-Vietz zu bleiben und bei der Festsetzung französischer Trupps zu helfen (vgl. IV, 9/318). Er nimmt an der »Rekognoszirungsfahrt« nach Frankfurt und auch an dem Überfall selbst teil (vgl. IV, 14/353). Dabei wird er von einem französischen Offizier getötet (IV, 19/419). Er wird an der alten Nikolaikirche in Frankfurt neben dem füsilierten Othegraven begraben (vgl. IV, 20/430).

Bei der Ballade »Hakon Borkenbart« handelt es sich um eine 1863/64 entstandene Ballade Fontanes; Hansen-Grells »General Seydlitz« hat er für den Roman geschrieben und später als dritten Teil seines Gedichtzyklus »Seydlitz« in der dritten Auflage seiner »Gedichte« (1889) veröffentlicht (vgl. Kommentar Bd. 1, S. 525 und Bd. 2, S. 532).