Othegraven

Konrektor und Anwärter auf die Heilig-Geist-Pfarre in Frankfurt/Oder, »besonderer Freund« von Turgany (I, 12/108), der ihn am zweiten Weihnachtstag zu einer Gesellschaft bei Seidentopf mitbringt. »Strenggläubigkeit bei Freudigkeit des Glaubens« zeichnet ihn aus, was der Erzähler dem Einfluss eines mehrjährigen Aufenthalts in Holstein zuschreibt, bei dem Othegraven Umgang mit Matthias Claudius und Claus Harms hatte (vgl. I, 12/110). »Wenn er sprach, war etwas Helles um ihn her, das mit seinem sonst steifen und pedantischen Aeußeren versöhnen konnte.« (I, 12/111) Er ist »ohne jede Spur von Aberglauben«, sieht in allem, was geschieht, »ein unwandelbar Beschlossenes«, denn trotz seines streng lutherischen Bekenntnisses ruht »auf dem Grunde seines Herzens ein gut Stück prädestinationsgläubiger Calvinismus« (II, 18/326). Auf der Rückfahrt von Seidentopfs Gesellschaft gesteht er Turgany, dass er Marie liebt.

Er begrüßt Berndt von Vitzewitz‘ Pläne für einen auf eigene Faust geführten Schlag gegen Napoleons Soldaten und hilft ihm dabei, Schulze Kniehase von der Legitimität eines solchen Schrittes zu überzeugen (vgl. II, 13/262-265). Nach dem Gespräch bittet er Kniehase um Maries Hand; Kniehase zeigt sich geehrt, verweist ihn aber an Marie selbst (vgl. II, 13/265; II, 18/328). Zwei Tage später, am Silvestertag, fährt er nach Hohen-Vietz, um Marie seinen Antrag zu machen. Seidentopf, den er zuvor besucht, erschrickt über sein Vorhaben und rät ihm ab: Zwei Naturen, »von denen die eine ganz Phantasie, die andere ganz Charakter« sei, passten nicht zusammen (vgl. II, 18/328 f.). Marie nimmt seinen Antrag nicht an, Othegraven fügt sich mit Haltung in sein Schicksal (vgl. II, 18/332 f.).

Für den Überfall auf die französischen Regimenter in Frankfurt arbeitet er einen detaillierten Plan aus, den er Berndt von Vitzewitz und von Bamme bei deren Frankfurter »Rekognoszirungsfahrt« in Turganys Haus auseinandersetzt (vgl. IV, 15/369-371). Beim Sturm auf Frankfurt setzt er den französischen General Girard gefangen (vg. IV, 19/413). Im nachfolgenden Kampf wird er gefangengenommen und »bei Tagesanbruch erschossen« (IV, 20/428). Turgany berichtet Berndt von Vitzewitz in einem Brief von seinem letzten Gespräch mit ihm und von einem Gespräch mit dem französischen General Girard, der gesagt habe, Othegraven sei gestorben »comme un vieux soldat« (IV, 20/430). Er wird an der alten Nikolaikirche begraben, neben ihm Hansen-Grell.