Desgrais, Lieutnant
Ein Lieutnant der Marechaussee. Einer seiner größten Erfolge ist die Verhaftung der berüchtigten Marquise de Brinvillier, die als Giftmörderin in Paris Unruhe gestiftet hatte. Auch der Giftmischerin Voisin ist er auf die Schliche gekommen. Umso mehr ärgert es ihn nun, dass er die vermeintliche Schmuckräuberbande nicht dingfest machen kann (791). Er kommt auf die Idee »mehrere Desgrais zu schaffen, sich untereinander so ähnlich an Gang, Stellung, Sprache, Figur, Gesicht, daß selbst die Häscher nicht wußten, wo der rechte Desgrais stecke« (791). Doch auch dieses Täuschungsmanöver bleibt erfolglos, und Desgrais »schäumte vor Wut« (791). Als der Mörder »funfzehn Schritte« vor ihm im Schatten durch eine offensichtlich »starke steinerne Hofmauer« verschwindet, ist er sich sicher, dass der »Teufel selbst es ist, der uns foppt« (792 f.). Diese Aussage spricht sich in Paris herum, weshalb die Bevölkerung nun auch auf Weihwasser und Amulette zurückgreift, um sich zu schützen.
Bei Brußons Verhaftung wirft Madelon sich vor Desgrais auf die Knie und fleht ihn um Gnade für ihren Verlobten an. Degrais‘ Leute jedoch reißen das Mädchen unsanft von ihm los und lassen es ohnmächtig auf der Straße liegen. Von der empörten Scuderi zur Rede gestellt, zeigt er keinerlei Mitgefühl, wirft vielmehr »einen tückischen, schadenfrohen Blick auf das Mädchen« (809).
Als Brußon darauf besteht, nur vor dem Fräulein zu sprechen, versucht Desgrais, die Scuderi zu diesem Gespräch zu überreden, weil er hofft, auf diese Weise an Brußons Geständnis zu kommen. Um dem Fräulein einen nochmaligen Besuch im Gefängnis zu ersparen, lässt er Brußon nachts in ihr Haus bringen, wo die beiden nicht »belauscht, doch wohlbewacht« reden können. Er gesteht ihr darüber hinaus zu, frei zu entscheiden, was sie dann von dem Gespräch verraten wolle (820 f.).
Die Maréchaussée war eine militärisch organisierte Polizeitruppe im Ancien Regime und direkter Vorläufer der französischen Gendarmerie Nationale.