Ich
Während eines durch eine Panne erzwungenen Aufenthaltes in G. sucht der Ich-Erzähler Anschluss bei Professor Walther, den er aus den Erzählungen eines Freundes kennt. Dieser stellt ihm während eines Rundgangs durch den Ort den Künstler Berthold vor, dessen zerrissene Künstler-Persönlichkeit ihn auf Anhieb fasziniert.
Von Schlafstörungen geplagt, gerät er des Nachts in die Kirche und beobachtet Berthold heimlich dabei, wie er mit erstaunlicher Kunstfertigkeit ein Gemälde in eine Wandnische überträgt. Von dem Maler entdeckt, bietet er seine Hilfe an, und die beiden kommen ins Gespräch. Die offen geäußerte Meinung des Erzählers, dass Berthold sein großes Talent mit der Architekturmalerei, die neben Landschafts- und Historienmalerei doch »etwas untergeordnetes« sei, verschwende, führt zu einer Diskussion über das Künstlergenie (116). Bertholds strikte Ablehnung der Genieästhetik, sein entschiedenes Plädoyer für eine regelgebundene Kunst und seine abschließende Andeutung »eines nie zu sühnenden Verbrechens«, das er begangen habe, fachen das Interesse des Erzählers weiter an.
Bei seinen Recherchen wendet er sich zuerst an den Professor, der ihm ein unvollendetes Gemälde Bertholds enthüllt. Tief ergriffen und »keines Wortes mächtig« kann er »den Blick nicht abwenden von dem Bilde ohne Gleichen« (121). Der Umstand, dass der Maler außer Stande sein soll, das Bild zu vollenden, wirft für ihn weitere Fragen auf, die der Professor nicht beantworten will. Walther verspricht ihm aber ein Manuskript über Bertholds Leben. Während er ungeduldig auf die Übergabe am Abend wartet, wird ihm der Professor, der »krasseste Materialist«, der das eigenwillige Verhalten des Malers banalisiert, immer mehr zuwider.
Bei der Überreichung des Manuskripts wird die Fiktionalität des Erzählten ironisch durchbrochen: Der Professor erklärt, dem »Verfasser der ›Fantasiestücke in Callots Manier‹« hätte er es niemals anvertraut, weil dieser es gleich abgedruckt hätte. Dass er eben diesen »reisenden Enthusiasten« (also E.T.A. Hoffmann selbst) vor sich hat, bemerkt er nicht, obwohl er es, wie der Erzähler spöttisch kommentiert, »hätte merken können« (123).
Nach Lektüre des Manuskripts ist er sich sicher, dass es sich bei dem von Berthold angedeuteten Verbrechen um den Mord an Frau und Sohn handelt. Aber der Professor traut dem Maler diese Tat nicht zu und ermuntert den Erzähler, ihn in der folgenden Nacht in der Kirche aufzusuchen und zu befragen. Aber schon bei der bloßen Vorstellung läuft dem Enthusiasten ein »leiser Schauer durch die Glieder«, und er besucht ihn lieber am hellen Tag (139). Er tritt schweigend wieder den Posten des Helfers an und beginnt dann erst »leise« über die Katastrophe zu sprechen, ehe es aus ihm herausbricht: »Also in heillosem Wahnsinn mordeten Sie Weib und Kind?« (140) Die heftige Reaktion Bertholds lässt es ihm dann aber geraten erscheinen, das Gespräch schnell zu Ende zu bringen und die Kirche zu verlassen.
Von Professor Walther muss er sich für seinen »bestraften Vorwitz tüchtig auslachen« lassen, ehe er abreist (140). Zuvor nimmt er diesem aber noch das Versprechen ab, ihn schriftlich über Bertholds Werdegang auf dem Laufenden zu halten, und mit diesem versprochenen Bericht schließt er die Geschichte ab.
Der »reisende Enthusiast« spielt auch in der Erzählung »Das Sanctus« eine Rolle.