Singer, Schemarjah
Der zweitälteste Sohn von Mendel Singer und jüngere Bruder Jonas Singers wird im Gegensatz zu diesem als »schlau wie ein Fuchs« beschrieben. Obwohl er sich mit seinen »hellen Augen, dünnen Armen« und seiner »zarten Geschicklichkeit« auch körperlich stark von seinem Bruder unterscheidet, gibt es selten Streit zwischen ihnen (12). Gemeinsam mit Jonas und der Schwester Mirjam leidet er unter der Aufgabe, sich um den kranken Bruder Menuchim zu kümmern, so dass sie einmal sogar versuchen, ihn in einem Regenfass zu ertränken.
Als er mit Jonas zur Musterung nach Targi fährt und sich dieser betrinkt, entbrennt ein Streit zwischen ihnen, da Jonas Soldat werden will, während Schemarjah das Leben in den großen Städten kennen lernen und als jüdischer Händler ein »reicher Mann« werden will (20). Als nur einer von ihnen der Einberufung durch die Flucht nach Amerika entgehen kann und Jonas freiwillig verzichtet, glaubt Schemarjah bei seiner Abreise dennoch, dass Jonas sich für ihn »freiwillig geopfert« hat (34). Mit zwei Rubeln in der Tasche wird er von einem Boten Kapturaks über die Grenze geschleust und gelangt nach Triest, wo er als »Unteragent« einer Schiffsgesellschaft etwas Geld verdient (38). Dort lernt er auch seine spätere Ehefrau Vega kennen, deren Vater ihn unterstützt, damit er ein Geschäft eröffnen kann. Doch er reist von dem Geld nach Amerika, Vega folgt ihm wenig später, sie heiraten und leben glücklich in New York.
Zu Anfang flickt er, der sich nun Sam nennt, Hosen und wird beinahe Schneider »wie alle Juden in Amerika« (38). Doch als er auf Long Island Mac kennen lernt, beginnen sie, gemeinsam Versicherungen zu verkaufen. Er schickt seiner Familie über Mac einen Brief und verspricht ihnen, dass er »mit Gottes Hilfe« auch Schiffskarten schicken werde, so dass sie ihm nach Amerika folgen könnten (39). Als er seine Eltern und seine Schwester am Hafen abholt, erscheint er ihnen als der alte Schemarjah und der neue Sam zugleich, der in seiner bunten, amerikanischen Kleidung »beinahe Mac« war (72). Zwei Wochen später kommt sein Sohn MacLincoln zur Welt. Um zur gehobenen Gesellschaft in New York zu gehören, möchte Schemarjah bald in eine Wohnung am »River« ziehen (77). Er übergeht immer wieder die Gewohnheit seines Vaters, nicht außer Haus zu essen, da er sich »von den Sitten seiner Heimat« distanzieren möchte. Er ist ganz in die amerikanische Gesellschaft integriert und geht in seiner Rolle als Geschäftsmann auf, was von Mendel mit ironischer Bewunderung zur Kenntnis genommen wird: »wie fließend sprach er Englisch, wie konnte er auf Klingelknöpfe drücken, Laufjungen anschnauzen, er war ein Boß« (80). Er hat inzwischen ein großes Kaufhaus eröffnet, in dem er auch Mirjam beschäftigt, und spekuliert nebenbei »in Bauplätzen«, wodurch er 15.000 Dollar auf einen Schlag verdient (79).
Als Amerika in den Krieg eintritt, meldet er sich aus Liebe für sein neues »Vaterland« zum Kriegsdienst und singt mit Mac ein amerikanisches Lied auf der Straße, bevor er einrückt (91). Entgegen der Meinung Mirjams, dass ihm beim Regimentsstab nichts zustoßen könne, kommt eines Tages Mac alleine zurück und bringt der Familie Schemarjahs Uhr und seine letzten Grüße.