Strauch, Doktor (Chirurg, Assistent)
Der um ein Jahr ältere Bruder des Malers Strauch ist Assistenzarzt im Spital in Schwarzach und Vorgesetzter des Famulanten. Nachdem er seinen Bruder zwanzig Jahre nicht gesehen und seit zwölf Jahren auch keinen Briefkontakt mehr mit ihm hat, beauftragt er den Famulanten, nach Weng zu reisen, um seinen Bruder zu beobachten. Der Auftrag lautet: »Beschreibung seiner Verhaltensweisen, seines Tagesablaufs; Auskunft über seine Ansichten, Absichten, Äußerungen, Urteile. Ein Bericht über seinen Gang. Über seine Art, zu gestikulieren, aufzubrausen, ›Menschen abzuwehren‹. Über die Handhabung seines Stockes. ›Beobachten Sie die Funktion des Stockes in der Hand meines Bruders, beobachten Sie sie genauestens.‹« (2. Tag, 12)
Der Famulant sieht in dem Chirurgen und seinem Bruder zwei fundamental entgegengesetzte Charaktere (18. Tag, 212). Der Chirurg ist in seinen Augen ein »Erfolgsmensch«, der, anders als sein Bruder, »Verzweiflung nicht kennt oder einfach nicht an sich herankommen lässt« (18. Tag, 212). Er lebt nur für seinen Beruf, gönnt sich keine Vergnügungen oder Zerstreuungen und »ist ein Feind des Zwischenreichs, der Kunst« (18. Tag, 213).
Wie er mit den Mitteilungen des Famulanten umgeht, erfährt man nicht, denn auf die insgesamt sechs Briefe, die dieser ihm schreibt (und die gegen Ende des Romans im Wortlaut eingerückt sind), reagiert er nicht.