Claudio, ein Edelmann
Allein in seiner Studierstube, umgibt sich Claudio dort mit altertümlichen Kunstgegenständen. Er phantasiert sich in eine arkadische Kunstwelt hinein und schaut bei Abendsonne sehnsuchtsvoll durchs Fenster hinaus in das »Menschenleben« (III, 64), von dem er sich isoliert weiß: »Ich hab mich so an Künstliches verloren, / Daß ich die Sonne sah aus toten Augen.« (III, 66) Als Claudio kurz nach der Nachricht über die seltsam unmenschlich anmutenden Gestalten in seinem Garten das Geigenspiel des Todes vernimmt, versetzt ihn dies in einen ekstatischen Zustand dionysischen Taumels. Dieser wird aber mit dem Verstummen der Musik jäh unterbrochen (vgl. III, 70). Als der Tod mit Geige und Bogen in der Tür erscheint, entsetzt sich Claudio über dessen Anblick: »Wie packt mich sinnlos namenloses Grauen! / Wenn deiner Fiedel Klang so lieblich war, / Was bringt es solchen Krampf, dich anzuschauen?« (III, 70) Claudio erbittet sich vom Tod einen Aufschub, um in der verbleibenden Zeit endlich wahrhaftig leben zu können (vgl. III, 72). Seine Beteuerungen, das Leben nunmehr intensiver leben und seine Mitmenschen bewusster wahrnehmen zu wollen, nimmt der Tod ungerührt zur Kenntnis und präsentiert ihm mit seiner toten Mutter, seiner toten Geliebten und seinem toten Freund die Konsequenzen seines bisherigen amoralischen Verhaltens. In der Begegnung mit den Verstorbenen zeigt Claudio Reue und Scham und gibt sich dem Tod schließlich hin: »Da Tod mein Leben war, sei du mein Leben, Tod!« (III, 79) Erst als er stirbt, meint er zur Besinnung zu kommen: »Erst, da ich sterbe, spür ich, daß ich bin.« (III, 79)