Miranda

Fortunios Kusine, ebenfalls jung verwitwet, tritt im Gespräch mit der Mulattin auf dem Friedhof auf und erzählt von ihrem Traum, der sie auf den Friedhof geführt hat: Auf dem Grab ihres Mannes erscheint ihr unter frischen Blumen dessen Gesicht. Doch mit dem Welken der Blumen wird auch das Antlitz ihres Mannes undeutlicher. Um es unter dem Laub wieder sichtbar zu machen, fächelt sie das Laub mit ihrem weißen Fächer fort. Das Gesicht ist aber verschwunden. Miranda überkommt das Gefühl, den Grabhügel trocken gefächelt zu haben. Sie weint so sehr darüber, dass sie aufwacht. Der Traum ist für sie insofern von besonderer Bedeutung, als ihr Mann ihr kurz vor seinem Tod ein Versprechen abgerungen hat: Miranda darf an keinen anderen Mann denken, solange die Erde über dem Grab nicht trocken ist. Bei ihrem Besuch auf dem Friedhof findet sie das Grab feucht und taufrisch. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Grabstätte schon morgen wieder trocken sein kann. Das Leben kann ihr keine Sicherheit, kein »Festes nirgends« bieten (III, 173), sie fühlt sich verloren in ihrer Einsamkeit. Auf den Ratschlag ihres Vetters Fortunio, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, reagiert sie gereizt. Sie hält Fortunios Reden für verlogen. Dennoch erkundigt sie sich bei ihren Dienerinnen, was für einen Eindruck Fortunio gemacht habe, als er den Friedhof verließ. Als sie erfährt, dass er nachdenklich, aber nicht allzu traurig ausgesehen hat, ist sie zufrieden: »So wird noch alles gut« (III, 175).