Kaufmann, Ein reicher
Am Rande seines eigenen Hochzeitsfestes wundert sich der Kaufmann im Gespräch mit seinem Diener Bahram über die melancholische Stimmung seiner Braut Sobeide und der anderen Gäste: »Sie lächelten wie Masken, und ich fing / mitleidige Blicke auf.« (V, 10) Während er sich selbst im Spiegel betrachtet, überkommt auch ihn ein melancholisches Gefühl. Er zweifelt daran, sich selbst zu kennen und die Wahrheit über das Ich und dessen Verhältnis zum Dasein überhaupt je erkennen zu können (vgl. V, 12). Als er mit seiner sehr viel jüngeren Braut allein ist, sagt er ihr, was ihn bewegt, und hofft, seine Lebenseinstellung mit ihr teilen zu können. Er erklärt, dass »Prunk und Lärm« ihm nichts bedeuten (V, 15), »Gemeines« habe er deshalb von sich »abgethan« (ebd.). Er liebt Sobeide und möchte in ihr ein ihn ergänzendes und ihn spiegelndes Gegenüber erkennen. Sobeide aber gesteht ihm, dass sie ihn nur wegen der Geldnot ihres Vaters geheiratet hat und Ganem, den Sohn des Teppichhändlers Schalnassar liebt. Der tief getroffene Kaufmann stellt zunächst Ganems Aufrichtigkeit in Frage. Dass er Sobeide nicht habe heiraten können, weil auch sein Vater finanziell schlecht dastehe, macht ihn stutzig, denn er weiß von Schalnassars Wohlstand: »Ein schlechter alter Mensch!« (V, 21) sei er, aber »gar nicht arm, nichts weniger als arm!« (V, 22) Auch Ganems abweisendes und kühles Verhalten, das Sobeide als Rücksichtnahme deutet, lässt den Kaufmann aufhorchen: »Sehr grosse Güte, wenn es wirklich / nichts war, als nur angenomm'ner Schein.« (V, 23) Da aber Sobeide unbeirrt an ihrer Liebe zu Ganem festhält, lässt er sie schließlich noch am selben Abend gehen. Sie soll für sich und ihr Leben Klarheit gewinnen: »Ich nenn' es Leben, jenes Ungeheure, / Und Leben ist auch dies, wer dürft' es trennen? / Was ist denn reif-sein, wenn nicht: ein Gesetz / für sich und für die Sterne anerkennen!« (V, 29) In düsterer Stimmung, voll enttäuschter Liebe, spaziert der Kaufmann am nächsten Morgen durch seinen Garten, empfindet sich innerlich als tot und stellt nun trotzig-resigniert fest: »Besitz ist alles! Welch' ein Narr ist das, / der das Gemeine schmäht, da doch das Leben / gemacht ist aus Gemeinem durch und durch!« (V, 62). Als er sieht, wie sich Sobeide von seinem Gartenturm stürzt, versucht er die Sterbende verzweifelt zu einem gemeinsamen Leben zu überreden. Er muss aber schließlich einsehen, dass »der falsche Hauch des Lebens« sie ums Leben gebracht hat (V, 65).