Student, Erster (Wilhelm)
Nimmt nach den Theaterproben zur Antigone eine scheinbar weibliche Gestalt in der Tür der Bühnendekoration, des Palastes des Kreon, wahr. Als er ihre Hand nehmen will, bemerkt er, dass er es nicht mit einen Menschen zu tun hat. Offenbar träumt er und nimmt ein »Phantom« wahr (III, 213). Im Gespräch mit dem Phantom, dem Genius, verteidigt Wilhelm seine Ansicht, er stehe als Schauspieler festen Fußes in der Wirklichkeit. Seinen Gesprächspartner möchte er als »schönes Gespenst«, als die »Ausgeburt« seiner Träume betrachten (III, 215). Den Genius und die tragische Geschichte der Antigone selbst als unmittelbare Wirklichkeit zu erleben, wie es der Genius suggeriert, mag Wilhelm nicht ganz für möglich halten. »Glauben« aber möchte er durchaus an diese Möglichkeit (III, 217). Als der Genius »ihn anhaucht« (ebd.) und wieder zum Palast hinaufsteigt, nimmt sich der Student mit einem Mal als Teil des griechischen Mythos wahr: »mein Unvergängliches rührt sich in mir: / aus den Geschöpfen tritt ihr tiefstes Wesen / heraus und kreiset funkelnd um mich her: / ich bin der schwesterlichen Seele nah, / ganz nah, die Zeit versank, von den Abgründen / des Lebens sind die Schleier weggezogen.« (III, 218-219) Die Ambivalenz einer solchen Ganzheitserfahrung ist Wilhelm bewusst: »dem Hauch des Göttlichen / hält unser Leib nicht Stand, und unser Denken / schmilzt hin und wird Musik!« (III, 219)