Staleno

Vormund des Leander. Sein Mündel bittet ihn, für ihn um Kamilla anzuhalten, die Tochter des seit neun Jahren auf Reisen befindliche Anselmus. Als Staleno erfährt, dass Kamilla kein Geld in die Ehe bringen kann, weil ihr verschwenderischer Bruder Lelio den väterlichen Besitz nahezu durchgebracht hat, verweigert er Leander die Bitte, obwohl Anselmus früher sein »Herzensfreund« war und obwohl er, wäre Leander sein eigener Sohn, nichts gegen die Verbindung mit einem mittellosen Mädchen einzuwenden hätte (1. Auftritt; LM II, 131). Er glaubt, es seiner Rolle als Vormund schuldig zu sein, Leanders finanzielle Ansprüche zu wahren, und befürchtet, er könnte für den Fall, dass die Ehe unglücklich wird, am Ende als Schuldiger dastehen (ebd.).

Überhaupt sorgt er sich sehr um seinen guten Ruf: Wie er später im Gespräch mit Philto eingesteht, fürchtet er zudem, die Leute könnten denken, er habe seinem Mündel »ein armes Mädchen angehangen«, um es dann als Komplizin für Unregelmäßigkeiten bei der Vermögensverwaltung seines Mündels zu missbrauchen (3. Auftritt; LM II, 138 f.). Er vertröstet Leander auf seine Volljährigkeit, »alsdann kann Er machen, was Er will« (1. Auftritt; LM II, 131).

Dann aber erfährt er von Philto, dass Anselmus vor seiner Abreise einen Schatz in seinem Haus versteckt hat, der unter anderem Kamilla als Aussteuer dienen soll. Nun sieht er eine Möglichkeit, Leanders Wünsche mit seinen Pflichten als Vormund zur Deckung zu bringen, zumal Philto, der während Anselmus‘ Abwesenheit die Vaterstelle bei Kamilla und Lelio vertritt, eine Verbindung Kamillas mit Leander sehr begrüßt.

Beide hecken einen Plan aus, die Heirat zu bewerkstelligen, ohne dass Lelio von dem Schatz erfährt und ohne dass sie beide selbst unter falschen Verdacht geraten: Ein Bote soll sich als Freund des Anselmus ausgeben und Philto die (von Philto selbst vorgestreckte) Aussteuer von 6000 Talern sowie einen fingierten Brief des Anselmus überbringen, in dem dieser den Freund bittet, seine Tochter zu verheiraten, »im Fall sie eine gute Gelegenheit finden sollte« (3. Auftritt; LM II, 140). Lelio aber soll einen ebenfalls fingierten Brief des Vaters erhalten, in dem er zu umsichtiger, sparsamer Wirtschaftsweise ermahnt wird (ebd.).

Der Plan kommt nicht zur Ausführung, weil Anselmus unverhofft von seiner Reise zurückkehrt, erzeugt aber allerlei Missverständnisse. Nach deren Aufklärung kann Staleno, den Anselmus freudig als seinen »guten alten Freund« begrüßt, das glückliche Ende mit der Nachricht besiegeln, dass Leander eben jener Sohn des Pandolfo ist, dem Anselmus seine Tochter zuvor schon versprochen hatte (16. Auftritt).