Buck, Joachim
Domkantor, Musiklehrer an der Fritz Reuter-Oberschule in Gneez. Wird 1949 wegen »Boykotthetze« verurteilt, geht 1952 in den Westen nach Lüneburg.
1629-1630 »Der ›schöne Joachim‹, glänzende Tonsur, wallender Haarwulst, beschwörenden Lippenspiels, war erfahren in der Herrichtung von staatlichen Anlässen, bedankt für die Umrahmung amtlicher Kundgebungen in der Weimarer Republik wie unter dem Reichsstatthalter Hildebrandt [...]; er gab auch dieser Obrigkeit sein jeweils Letztes, warf unsichtbare Gewichte in den Handflächen von tief unten gegen die Kassettendecke der Aula, beschwor seine minderjährigen Singscharen mit ältlich rudernden Armen, in denen er manchmal einen Medizinball zu pressen schien, und knickte pünktlich im Nacken ein, wenn die letzte Note verklang«.
Weil er die neue Nationalhymne der DDR musikalisch analysiert und »die staatliche Melodie« wiederentdeckt in einem Übungswalzer aus der Klavierschule von Karl Zuschneid und in dem Song »Good bye, Johnny« aus dem Hans Albers-Film »Wasser für Canitoga«, wird er beschuldigt, »den Komponisten der neuesten Fassung einer Anleihe, eines Plagiats, eines Diebstahls bezichtigt« zu haben. Man wirft ihm »Boykotthetze« vor, »so daß Buck erst wieder 1952 auf die Beine kam, in Lüneburg«, wo er schon bald wieder umgeben ist »von einer anhänglichen Gemeinde, wegen seiner weltlichen Aufführungen von ›Oh Ewigkeit, du Donnerwort‹ oder ›Die Himmel rühmen‹; ein Verlust für Gneez, hört man auf Frau Lindsetter«.
Vgl. auch 1631.