Gollantz
Schüler an der Fritz Reuter-Oberschule in Gneez, zwei Klassen über Gesine Cresspahl. Mit seinem Mitschüler und Freund Sieboldt beklebt er die Schule nach Pfingsten 1950 mit regimekritischen Flugblättern. Dafür werden beide zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, aber schon nach 5 Jahren in den Westen entlassen, wo sie gemeinsam in Bonn und Heidelberg Jura studieren. Seit 1962 Anstellung im Auswärtigen Amt mit Aussicht auf einen Posten als Botschafter der Bundesrepublik.
1557 Die »Herren Sieboldt und Gollantz, Elfte Klasse«, wollen von Gesine wissen, »was die Leute in Jerichow dachten über die Sprengung von Kasernen und Unterkunft für Flüchtlinge«. Gesine kommt nicht dazu zu antworten, Lise Wollenberg kommt ihr zuvor und vermasselt ihr die Gelegenheit zu einem Flirt mit den begehrten »Herren«, die schon lange Hosen tragen.
1682 Abitur 1950. Bei der Eröffnung des Schuljahres 1950/51 übergeben Gollantz und Sieboldt ihre Ämter in der ›Zentralen Schulgruppenleitung‹ der FDJ an ihre Nachfolger: »Übergang in Semestergruppen der Universität Rostock.«
1713-1721 Im Oktober 1950 werden Gollantz und Sieboldt angeklagt, für die Flugblattaktion an der Schule (vgl. 1669-1680) verantwortlich zu sein. Am 30. Oktober wird die Gerichtsverhandlung in der Aula der Fritz Reuter-Oberschule geführt, zu der die Schüler als Zuschauer antreten müssen. Gollantz und Sieboldt werden unter Polizeibewachung hereingeführt: »Zwei Jungen im Alter von Neunzehn und Zwanzig, verkleidet in den Sonntagsanzügen ihrer verstorbenen Väter.« Die beiden geben die Aktion zu. Gollantz soll sich »als verführt bekennen durch Sieboldt«, besteht aber »auf seinem eigenen Kopf, damit er genau so viele Jahre bekam wie der Freund«.
Gesine hält es rückblickend für möglich, dass Gollantz' Verlobte Lisette von Probandt den Verhören der Stasi nicht standhalten konnte und den Freund verraten hat.
Gollantz und Sieboldt werden zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Davon mussten sie nur 5 Jahre absitzen: Nach der Mission Adenauers in Moskau zur Übergabe der letzten Kriegsgefangenen wurden sie zusammen mit den Kriegsgefangenen ausgeliefert. Sie studierten dann gemeinsam in Bonn und Heidelberg Jura und »sind seit 1962 übernommen vom Auswärtigen Amt«, und die »Lisette, die hat gewartet ihre sieben Jahr. Die hat ihren Gollantz geheiratet, bei denen geht Sieboldt zu Besuch als Pate.«
Vgl. auch 1559. 1631. 1759. 1854.
Nicht »Lockenvitz und Gollantz« (1682), sondern Sieboldt und Gollantz übergeben am Beginn des Schulfahres 1950/51 ihre FDJ-Ämter: Lockenvitz gehört zu Gesines Jahrgang und übernimmt bei dieser Gelegenheit überhaupt erst ein Amt.